Für den SC Freiburg war der Bau seines Nachwuchsleistungszentrums eines der wichtigsten Projekte der Vereinsgeschichte – bis heute. SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach erinnert an die Anfänge, den Ausbildungsansatz und den „Geist“ in der Freiburger Fußballschule.
Die Entscheidung, Anfang der 2000er-Jahre zwölf Millionen Euro für sein Nachwuchsleistungszentrum, die Freiburger Fußballschule, auszugeben – in einer Zeit, die laut SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach „für den Sport-Club wirtschaftlich noch eine schwierige war“ –, war in der Nachbetrachtung eine der wichtigsten und gleichzeitig nachhaltigsten in der Geschichte des SC Freiburg.
2001 öffnete die Freiburger Fußballschule erstmals ihre Tore. Und das war vor allem möglich, erinnert sich Klemens Hartenbach, „weil es im Verein die Rückendeckung gab“ und das vom damaligen Trainer Volker Finke initiierte Projekt von den entscheidenden Personen beim SC Freiburg mitgetragen wurde: von Achim Stocker, dem damaligen Präsidenten, von Dr. Heinrich Breit, seinerzeit Schatzmeister und Vorstandsmitglied, oder Andreas Rettig, dem damaligen Manager.
Der SC Freiburg war Ende der 90er-Jahre auf der Suche nach einer Nische. Oder wie es Hartenbach in einem im SC-Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichten Interview sagt: „Eine zentrale Frage damals war: Wo können wir trotz unserer eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten genauso gut oder besser sein als andere?“ Als „eine solche Option“ wurde damals „die Ausbildung“ und „der Umgang mit jungen Spielern identifiziert“.
Profisaison 2022/23: 14 ehemalige Fußballschüler
Was damals noch eine Vision war, ist mittlerweile Wirklichkeit: In der Spielzeit 2022/23 kamen bei den SC-Profis 14 von 24 Spielern zum Einsatz, die in der Freiburger Fußballschule ausgebildet wurden. Nimmt man alle Mitglieder des Trainer- und Funktionsteams dazu, waren es sogar 22 ehemalige „Fußballschüler“.
165 Schüler trainieren in der Freiburger Fußballschule mittlerweile jede Woche, 16 davon haben einen Internatsplatz. Infrastrukturell gibt es mittlerweile Vereine, die besser aufgestellt sind, weiß Hartenbach und meint damit „die Zahl der Plätze oder der Umkleidemöglichkeiten“. „Aber das ist auch nicht allesentscheidend. Entscheidend ist der Geist, der die Arbeit bestimmt“, sagt er.
Dass es nur wenige der in den SC-Nachwuchsteams ausgebildeten Fußballschüler/innen am Ende ihrer fußballerischen Ausbildung tatsächlich schaffen, Bundesligaprofi zu werden, ist auch in Freiburg Teil der Realität. Für SC-Sportdirektor Hartenbach ist es daher umso wichtiger, den jungen Spielern realistische Wege aufzuzeigen und ihnen „keine Luftschlösser zu bauen“. Er sagt: „Wichtig ist, dass wir es schaffen, den Jungs zu vermitteln, dass es ganz unterschiedliche Wege gibt. Dass sie sich nicht verlieren dürfen auf diesen Wegen. Und dass wir das Vertrauen ineinander haben und die Spieler sich gut betreut fühlen.“
Der Sport-Club fördert allerdings nicht nur Top-Talente: Die Abteilung Nachhaltigkeit beschäftigt sich unter anderem damit, wie Kinder aus der Region der Spaß am Sport und an der Bewegung nahegebracht werden kann. „Und wenn sich eines der früh geförderten Kinder als Jugendliche/r für Basketball oder Handball entscheidet – und nicht für Fußball – oder später nur zum Spaß Mountainbike fährt oder Badminton spielt und am Wochenende zum Fußball ins Stadion oder zum Basketball in die Halle geht, dann ist das doch genauso toll“, macht Hartenbach deutlich. „Wichtig ist es doch, dass sich Kinder überhaupt für Sport interessieren und entscheiden.“
Das gesamte Interview mit SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach (ab Seite 34) und viele weitere Texte und Grafiken rund um den Sport-Club findet ihr im Nachhaltigkeitsbericht 2022/23, der am 11. Oktober 2023 anlässlich der SC-Mitgliederversammlung veröffentlicht wurde.
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Foto: SC Freiburg