Franz Schätzle arbeitet im Bereich Regie beim Sport-Club. An Spieltagen sieht er die Spiele vom Spielfeldrand aus, direkt an der Seitenauslinie, direkt neben Trainer Christian Streich und der Auswechselbank des SC. Er ist die Schnittstelle zwischen Bank und Regie. Er trägt deshalb große Kopfhörer, so kann er besser verstehen und die Lautstärke im Stadion ausblenden, um zum Beispiel Auswechslungen an die Regie durchzugeben. Sein Spiel des Jahres hat er am 30. November im Europa-Park Stadion erlebt – das 5:0 in der Europa League gegen Olympiakos Piräus.

Wir alle kennen das Ergebnis und für uns alle und die Fans war das Spiel sicherlich ein besonderes Erlebnis. Natürlich auch für mich. Ich sammle bei den Heimspielen unten am Spielfeldrand immer sehr viele Eindrücke, aber gegen Piräus – das war einfach so besonders, dass mir das Spiel lange in Erinnerung bleiben wird.

Für mich startete der Spieltag wie gewohnt, ich habe mich am Spielfeld, zwischen Spielertunnel und Ersatzbank vorbereitet. Ich sehe dann immer die gleichen Personen, die sich auf ihren Plätzen rund um den Spielertunnel einfinden. Außerdem nutzen auch ganz viele Kinder und Autogrammjäger die Zeit vor dem Anpfiff, um sich auf der Tribüne ganz nah an den Spielertunnel zu stellen, in der Hoffnung, Autogramme zu bekommen. Das war auch gegen Piräus so. Aber eines war anders: Die Energie war an diesem Abend eine ganz besondere.

In der Bundesliga war es für den Verein zu diesem Zeitpunkt mit dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal, knappen Niederlagen in Leverkusen und Leipzig, sowie Unentschieden gegen Gladbach und Darmstadt eine Hängepartie, man wusste nicht so richtig in welche Richtung es geht. Und dann, innerhalb von 90 Minuten, zaubert die Mannschaft so eine Gala-Vorstellung auf den Platz, gegen den 47-maligen griechischen Meister. Ich hatte den Eindruck, dass dieses Spiel für die Mannschaft ein positiver Wendepunkt war, mit der Erkenntnis: „Jawoll, wir als Mannschaft funktionieren“.

Ich bekomme so nah am Spiel, den Spielern und Trainern alles hautnah mit. Der Blickwinkel ist ein ganz anderer als auf der Tribüne, ich höre jedes Wort, erlebe, wie schnell das Spiel und die Spieler tatsächlich sind und gegen Piräus war es besonders schön, mitzuerleben, wie sehr sich das ganze Team für Gregerl (Michael Gregoritsch, Anm. d. Red.) gefreut hat, der gegen Piräus drei Tore erzielt hat, seine ersten seit April. Da war Teamspirit, da war Begeisterung, da war Freude. Ein positiver Wendepunkt auch für Gregerl selbst.

Die besondere Energie blieb auch nach Abpfiff, vielleicht hat auch die Mannschaft von Olympiakos ein bisschen dazu beigetragen. Ich habe mitbekommen – während unsere Mannschaft schon mit ihren Fans gefeiert hat – wie die Offiziellen der Griechen zu ihren Spielern gesagt haben, sie sollen nicht zu ihren mitgereisten Fans gehen. Der Kapitän hat sich gewehrt und ist mit seinem Teamkollegen zu den Fans gegangen. Auch solche Szenen machen die Heimspiele für mich zu besonderen Erlebnissen, und in diesem Fall kann ich nur sagen: Für mich war es ein wunderbarer Fußballabend.

Was wir hier im Verein gerade haben, sollten wir genießen und da zählt eben auch das Spiel gegen Piräus dazu. Das sind tolle Momente.

Foto: SC Freiburg