"Den SC und seine Werte repräsentieren"

Verein
23.03.2024

Bei der Traditionsmannschaft des SC Freiburg laufen die Saisonvorbereitungen auf Hochtouren. Das Organisationsteam Torsten Bauer, Tobias Willi und Hans-Peter Schulzke erzählt, dass es dabei immer um weit mehr als um Fußball geht.

Torsten Bauer, Tobias Willi und Hans-Peter Schulzke, der SC Freiburg steuert auf sein 120-jähriges Jubiläum zu. Da hat die Traditionsmannschaft bestimmt auch alle Hände und Füße voll zu tun?

Torsten Bauer: Was das anbelangt, wird sich dieses Jahr für uns –  zumindest auf dem Rasen – nicht von den anderen unterscheiden. Wie immer um diese Zeit laufen die Vorbereitungen für unsere Saison gerade noch auf Hochtouren. Sehr bald werden wir die Spielansetzungen in trockenen Tüchern haben.

Hans-Peter Schulzke: Wir spielen jedes Jahr von Mai bis September. In der Regel ein Spiel pro Monat. Viele von uns brauchen ja inzwischen deutlich längere Regenerationspausen (lacht).

Wie viele Spieler gehören zum Kader?

Bauer: Es stehen weit über 100 auf der Liste. Das sind alles Spieler, die in der Ersten oder Zweiten Liga für den SC gekickt haben oder beispielsweise als Verbindungsspieler eine wichtige Rolle im und für den Verein gespielt haben.

Schulzke: Norbert Martinelli, der kürzlich 73 wurde, ist momentan der Älteste – und topfit. Wir sind aber auch stets bemüht, den Kader zu verjüngen.

Bauer: Spieler wie Karim Guédé, Karim Matmour, Johannes Flum oder Daniel Schwaab sind schon dabei. Auch Nils Petersen freut sich darauf, zukünftig ein Teil der SC-Traditionsmannschaft zu sein. Wenn das so weiter geht, brauchen wir uns da keine Sorgen machen.

Das klingt aber nach einer mächtig schlagkräftigen Truppe.

Tobias Willi: Natürlich geht es bei uns auch viel um das Wiedersehen und die Geselligkeit vor und nach den Spielen. Aber wenn man spielt, will man auch gewinnen. Da sind alle Fußballer gleich. Das ist bei meinem fünfjährigen Sohn so und beim 68-jährigen Charly Schulz genauso. Obwohl – bei dem vielleicht noch etwas extremer (lacht).

Schulzke: Bei allem Ehrgeiz: Knüppelharte Tacklings gibt es bei solchen Spielen natürlich nicht mehr zu sehen. Das soll allen Beteiligten ja vor allem großen Spaß machen.

Bauer: Für mich ist es immer toll, wenn ich hinterher Rückmeldungen von den Gastgebern bekomme, dass wir eine sympathische Truppe gewesen sind, so wie man das vom SC seit Jahrzehnten gewohnt sei. Darin sehe ich nämlich unsere wichtigste Aufgabe: Den SC und seine Werte zu repräsentieren. Sportlich, bodenständig und nahbar zu sein, zeichnet den Verein seit vielen Jahrzehnten aus.

120 Jahre gibt es den Sport-Club. An diesem Tisch reicht die Erfahrung immerhin fast 50 Jahre in die Vereinsgeschichte zurück ...

Willi: … über 50, wenn man noch bedenkt, dass mein Vater ebenfalls für den Sport-Club gespielt hat, von 1972 bis 1979.

Schulzke: Reinhard Willi und ich haben noch ein Jahr zusammengespielt. Als ich 1979 nach Freiburg kam, habe ich sogar einige Zeit bei den Willis gewohnt – in Tobis späterem Kinderzimmer. Das war eine völlig andere Zeit. Auch dass mich Präsident Achim Stocker damals gebeten hat, beim Umzug von Neuzugang Benni Wendt zu helfen ...

... ist aus heutiger Sicht etwas völlig Unvorstellbares.

Bauer: Dafür machen heutige Profis Erfahrungen, die man früher so auch nicht machen konnte. Jeder Spieler hat seine Zeit und seine Erlebnisse mit dem Sport-Club, und die stehen immer gleichberechtigt nebeneinander. Wir sitzen nach den Spielen oder bei Ausflügen zusammen und jeder hört dem anderen zu, egal ob das jetzt der Weltmeistertrainer ist oder ein Spieler, der nur eine Saison bei den Profis war. Das Gefühl für die Tradition erwächst daraus, dass wir uns hier über alle Generationen hinweg gegenseitig zuhören.

Willi: Man muss auch nicht Christian Günter, „Chicco“ Höfler oder „Matze“ Ginter heißen und hunderte SC-Spiele auf dem Buckel haben, um ein gutes Gefühl für diesen Verein zu bekommen. Eigentlich braucht man gar nicht lange, um zu kapieren, was den SC ausmacht.

Was ist das denn?

Willi: Da reicht ein Blick auf die Mitarbeitenden. Wenn ich heute zum Heimspiel gehe, treffe ich auf Vereinsangestellte und Ordner, die ich schon kenne, seit ich 16 Jahre alt bin. Es ist nicht normal, dass so viele Leute – bis hoch zum Cheftrainer – so lange bei einem Proficlub sind. Die Kontinuität und interne Tradition machen den Sport-Club zu einem ganz besonderen Verein.

Schulzke: Selbst Spieler, bei deren Abschied vielleicht nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen war, sehen rückblickend, dass es etwas Besonderes in ihrem Leben war, beim SC gewesen zu sein, und kommen gerne zurück.

Bauer: Allein wenn ich daran denke, wie viele ehemalige Spieler zur Eröffnung des Europa-Park Stadions gekommen sind und gesagt haben: Da wollte ich unbedingt dabei sein. Bislang hat mich auch noch nie ein Spieler gefragt, was er denn dafür bekomme, wenn er für die Traditionsmannschaft aufläuft. Ich weiß, dass das anderswo gang und gäbe ist. Aber bei uns gibt es so etwas nicht. Unsere Auflaufprämie geht immer komplett in die Achim-Stocker-Stiftung.

Seid ihr zuversichtlich, dass die Traditionsmannschaft auch in 20 Jahren noch so funktioniert?

Willi: Ja, denn allen Veränderungen im Profifußball zum Trotz: Es geht immer um die Zeit zwischen Anpfiff und Abpfiff. Egal ob F-Jugend-Spieler oder Traditionskicker, alle lieben diesen Sport, und das wird in 20 Jahren auch noch so sein. Der SC wird immer nachhaltig und nahbar aufgestellt sein. Allein wenn man sieht, wie viele von den aktuell noch aktiven Spielern die Vereinskultur komplett verinnerlicht haben, macht das sehr große Hoffnung für die Zukunft, nicht nur der Traditionsmannschaft, sondern des ganzen Vereins.

Bauer: Wenn man bedenkt, was der Verein in den letzten Jahrzehnten alles erlebt hat und wie viele Freunde und Sympathisanten er durch seine Art dabei gewinnen konnte – das ist enorm. Und ich bin sehr froh über die totale Unterstützung, die wir von den Vorständen Oliver Leki und Jochen Saier und aus dem ganzen Verein bekommen. Denn wir dürfen es nicht versäumen, diese Tradition nach innen wie nach außen zu pflegen. 

Das Orga-Team: Torsten Bauer (links) arbeitet seit mehr als 40 Jahren beim SC, zuletzt als Teammanager der Profis. Tobias Willi (Mitte) und Hans-Peter „Hansi“ Schulzke (rechts) kommen zusammen auf 305 SC-Pflichtspiele.

Interview und Foto: Alexander Roth

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.

 
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