U19-Coach Bernhard Weis lobt seine Spieler für eine souveräne erste Saisonhälfte, die im Erreichen des DFB-Pokal-Halbfinales gipfelte. Die Ziele sind nun klar: das Finale in Potsdam und weiterhin eine makellose Bilanz in der Oberliga.
Herr Weis, würden Sie die Aussage unterschreiben, der 2:0-Auswärtssieg im Viertelfinale des DFB-Pokals der Junioren bei Bayer Leverkusen vor Weihnachten war die Krönung einer perfekten ersten Saisonhälfte?
Bernhard Weis: Das finde ich ein bisschen zu viel, aber wir haben in der Tat eine tolle Vorrunde erlebt: in der Liga alle Spiele gewonnen, im DFB-Pokal drei Mal zu Null gespielt, das Halbfinale erreicht – die Jungs haben einen super Job gemacht.
In der Oberliga gewann das Team alle Partien – selbst gegen den ärgsten Verfolger aus Großaspach deutlich mit 6:0. Keine Woche später musste es im DFB-Pokal gegen den Zweiten der U19-Bundesliga West bestehen, ohne wirklich wissen zu können, was die tollen Ergebnisse aus den Punktspielen hier Wert sind. Wahrscheinlich gar nicht so einfach?
Weis: Das ist in der Tat eine große Herausforderung für die Jungs: Wir müssen jede Woche auf höchstem Niveau trainieren, weil die Spieler schließlich auch das Ziel verfolgen, später – und das bedeutet für etliche Spieler schon in einem halben Jahr – im Herrenbereich auf hohem Niveau spielen zu können. Am Wochenende messen wir uns dann allerdings nicht mit U19-Bundesligisten wie dem FSV Mainz 05, der TSG Hoffenheim oder dem FC Bayern, sondern mit leistungstechnisch schwächeren Oberligateams.
Heißt: Die große Herausforderung ist es, auch in den Ligaspielen immer an die Leistungsgrenze zu gehen, obwohl man wahrscheinlich auch etwas darunter noch gewinnen würde?
Weis: Wir hatten auch Spiele, da wurde es nach 60 Minuten schon weniger – da waren plötzlich Laufbereitschaft und letzte Entschlossenheit nicht mehr ganz so vorhanden. Menschlich verstehe ich das total: Du führst 5:0, man fährt automatisch ein wenig zurück – läuft ja alles. Als Trainer aber möchte ich, dass wir unser Level weiter oben halten, aufs nächste Tor gehen, nicht nachlassen. Man muss die Jungs immer wieder ein wenig kitzeln, ihnen deutlich machen: Wenn wir im Training und in den Spielen nicht voll durchziehen, nicht an unsere Grenzen gehen, wird es nicht reichen, um gegen Topteams wie Leverkusen zu bestehen. Daher war es eine tolle Bestätigung für die Trainingsleistung des vergangenen halben Jahrs, gegen Leverkusen ein so überzeugendes Spiel abzuliefern – und ins Pokalhalbfinale einzuziehen.
Gegen Leverkusen lief es von Anfang an optimal: David Schopper brachte den SC nach 25 Minuten in Führung. Zur Pause hätte es gar 2:0 stehen können.
Weis: Nach der Führung hatten wir zahlreiche Chancen, stimmt. Aber nach der Pause war Leverkusen am Drücker – und dann hatten wir auch ein bisschen Spielglück, als ihr Torhüter nach 65 Minuten wegen einer Notbremse vom Platz musste. Wir übernahmen wieder die Kontrolle, und Yann Sturm schoss kurz vor Abpfiff das wichtige 2:0 – mit einer knappen Führung wäre ich nicht gerne in die Crunchtime gegangen, wo schließlich immer noch viel passieren kann.
Und nun kann alles passieren: Also, wenn man schon mal im Halbfinale steht …
Weis:… dann will man natürlich auch ins Finale nach Potsdam, das ist klar. Aber klar ist auch, dass da drei weitere Spitzenmannschaften im Lostopf sind: Schalke, Hoffenheim, Mainz.
Ihr Wunschlos?
Weis: Ich würde mich sehr über ein Heimspiel freuen. Und da wir gegen Hoffenheim und Mainz seit der U15 so gut wie jede Saison gespielt haben, dürfte es für mich gerne Schalke sein – weil das eine neue Erfahrung für uns wäre.
Die Halbfinalspiele finden Mitte März statt. Zuvor heißt es aber erst mal wieder Oberliga. Lautet das Saisonziel nach einer bisher makellosen Bilanz von zwölf Siegen aus zwölf Spielen nun, in der Rückrunde weiter ohne Punktverlust zu bleiben, also eine perfekte Saison zu spielen?
Weis: Es ist jedenfalls unser Ziel, jedes Spiel der Oberliga zu gewinnen und dabei – wie angesprochen – auch alles rauszuhauen, an unsere Grenzen zu gehen. Zudem wollen wir auch in der Rückrunde wieder gegen Herrenmannschaften testen, wie wir das bereits gegen Oberliga-Teams aus Villingen oder Denzlingen getan haben. Es ist eben schon was anderes, ob du gegen einen Gleichaltrigen oder gegen einen vielleicht nicht mehr ganz so schnellen, dafür aber total erfahrenen 30-Jährigen verteidigst, dem sein Körpereinsatz und eine schlaue Finte reicht, um dich auszuspielen. Auch darauf wollen wir die Jungs vorbereiten.
Interview: Christian Engel
Foto: SC Freiburg
Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.