Fast alles kann man kaufen. Nur die wirklich schönen Dinge gibt es nicht für Geld. Die bezahlt man mit Leidenschaft und Herz. Aber wenn man dafür alles auf den Tisch legt, was man hat, wird man sehr viel reicher sein. Ein Bild und seine Geschichte, erzählt von Amir Abrashi.
Das war so ziemlich der schönste Moment der wohl schönsten Phase meiner Karriere. Zwei Jahre zuvor hatte ich mit GC Zürich den Schweizer Cup gewonnen, das war auch schon sehr geil. Und jetzt hatte ich gleich in meiner ersten Saison beim SC Freiburg – bis auf eine Gelbsperre – jedes Spiel gespielt. Wir wurden Zweitligameister. Und danach fuhr ich mit Albanien zur EM. Es war alles einfach unglaublich für mich.
Dabei war es mit dem Abstieg des SC am letzten Spieltag der Saison 2014/15 losgegangen. Wir waren uns damals eigentlich schon über einen Wechsel einig. „Haben wir noch eine Chance bei Abrashi?“, hat Klemens Hartenbach unserem damaligen Sportchef bei GC Zürich nach dem Spiel in Hannover geschrieben. Klar hatten sie das! Also meinte Hartenbach, ich solle mich mit Christian Streich treffen. Der ist damals in den Urlaub gefahren, über die Schweiz, und wir trafen uns an der Raststätte Affoltern am Albis. Zwei Tage nach dem Abstieg war das. Streich war völlig aufgelöst, total k.o. Aber nach dem Gespräch war klar, dass ich unbedingt zum SC wollte. Zweite Liga hin oder her.
Im Dreisamstadion hat man ohnehin nicht gemerkt, dass das nicht Bundesliga war. Ich habe noch nie so positive Fans gesehen wie die des SC Freiburg. Das gibt es gar nicht. Die waren abgestiegen, aber alle haben einfach gesagt: „Klar schaffen wir das wieder.“ So positive Leute findest du sehr selten.
Die Saison lief dann auch richtig gut. Nur nach der Winterpause hatten wir zwei Niederlagen hintereinander. Auch ich war nicht richtig da. Da hat Streich zu mir gesagt: „Amir, wenn du jetzt den Kopf hängen lässt, können wir das Buch sofort zu machen.“ Das vergesse ich nie.
Nach den zwei Spielen haben wir wieder auf den richtigen Weg gefunden und wenig später RB Leipzig zu Hause im Schneetreiben mit 2:1 geschlagen. Das waren ausschlaggebende Momente dafür, dass wir am Ende aufgestiegen sind und auch die Meisterschaft feiern durften. Und dass ich mir meinen Traum erfüllen konnte, Bundesliga zu spielen.
Den größten Ausschlag hat aber die Gemeinschaft gegeben, die damals beim SC gewachsen ist. Das kannst du niemals mit Geld bezahlen. Die gab positive Energie ohne Ende. Wir waren dauernd zusammen unterwegs. Davon erzähle ich heute noch. Schön, dass ich das erleben durfte. Ich bin auch weiterhin mit sehr vielen in Kontakt und habe immer riesige Freude, wenn ich die Leute von damals sehe: die Mitspieler, die Physios oder Lars Voßler und die anderen Co-Trainer. Einfach alle.
Von meinen fünfeinhalb Jahren beim SC bereue ich keine Sekunde. Auch wenn es, nachdem ich mich nach meinem zweiten Kreuzbandriss nochmal voll zurückkämpfen konnte, irgendwann immer schwieriger wurde mit den Einsatzzeiten. Wenn Vince oder Günni (Vincenzo Grifo und Christian Günter, Anm. d. Red.) mal nicht spielen, machen die auch nicht auf beleidigt, sondern geben Gas und führen weiter. Es kann immer sein, dass du mal nicht spielst, entscheidend ist nur, wie du danach weitermachst.
Heute ist Amir Abrashi albanischer Nationalspieler und Kapitän beim GC Zürich. Von 2015 bis 2021 absolvierte er 98 Pflichtspiele für den Sport-Club.
Aufgezeichnet von Alexander Roth
Foto: Imago Images
Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.