Fundament aus Nordseewind

Verein
18.03.2025

Im Sommertrainingslager werden eigentlich nur die Grundlagen für eine Saison gelegt. Die steife Brise auf der Nordseeinsel Langeoog, wo der SC Freiburg das jahrelang machte, spürt der Verein noch heute – und zwar im Rücken. Von Uwe Vetter. 

Das muss bei einem der Morgenläufe im Sommertrainingslager 2004 auf Langeoog gewesen sein. In der Regel waren wir elf Tage dort und die Abläufe immer gleich. Um sieben, halb acht Uhr morgens sind wir laufen gegangen, zum Reinkommen. Nach dem Frühstück, um elf Uhr, folgte dann eine Trainingseinheit auf dem holprigen Inselplatz, der direkt hinter der Düne lag. Und nachmittags um 16 Uhr standen intensive Tempoläufe mit Co-­Trainer Achim Sarstedt auf dem Programm. Oft gab es danach, zur Regeneration, noch ein kleines Beachvolleyball-Turnier. Aber das wurde dann natürlich auch immer intensiv (lacht).

Einen halben Tag hatten wir frei. Da haben wir immer einen Fahrradausflug mit der Mannschaft zur Insel-Meierei gemacht, um einen schönen vitaminreichen Sanddorntee zu trinken. Auf dem Hinweg hatten wir immer Rückenwind. Und dann, nach dem Tee, ging es mit Gegenwind wieder zurück ans Hotel. Wir kamen fast nicht voran, weil alle dicke Beine hatten vom vielen Training. Und Fahrradfahren kommt bei den meisten Fußballern schon ohne Gegenwind nicht so gut an (lacht). Aber es war halt so. Einfach intensiv – und alternativlos. Es war damals wie heute der Weg des SC Freiburg, gut trainiert, fit, mit einer hohen Laufintensität die Saison bestreiten zu können. Dafür haben wir auf Langeoog unsere Grundlagen gelegt – und alle haben mitgezogen.

Wir Physios – ich bin übrigens der in der roten Jacke, und direkt vor mir läuft mein Kollege Markus Behrens – haben auch bei fast allem mitgemacht. So haben wir direkt mitbekommen, welchen Belastungen die Jungs ausgesetzt waren. Wenn dann ein Spieler kam und sagte, es tue ihm da oder dort weh, konnte ich ganz gut hineinfühlen, wieso und weshalb. Bis heute ist es so, dass das Trainerteam und wir vom Staff alles so intensiv wie möglich leben, um ganz nah an den Spielern dran zu sein. Und näher dran als damals auf Langeoog geht es wohl nicht.

Für Markus und mich als einzige Physios war das eine wahnsinnig intensive Zeit, an die ich viele wunderbare Erinnerungen habe. Allein schon die lange Fahrt mit dem Kleinbus voll mit Equipment bis nach Bensersil, dann mit der Fähre rüber, mit der Inselbahn ans andere Ende und schließlich mit Elektrofahrzeugen zum Hotel. Eine echte Tagesreise. Aber dann waren wir aus der Welt. Und genau das hat es ausgemacht. Dass wir ein bisschen mehr Ruhe hatten als die großen Vereine wie Dortmund, der HSV oder die Bayern, gegen die wir uns behaupten mussten. Denn letztendlich können wir als SC Freiburg nur mit Ruhe und guter, seriöser Arbeit mit viel persönlichem Einsatz erfolgreich sein. Daran hat sich auch nach all den Jahren nichts geändert – das ist unser Fundament.

Dass ich nach Marco Weißhaupt inzwischen bereits seinen Sohn Noah auf der Massagebank liegen hatte, finde ich einfach toll. Und jedem SC-Profi der letzten drei Jahrzehnte kann ich genau sagen, warum er wie lange ausgefallen ist und wie wir ihn behandelt haben. Wenn ich jetzt nur noch wüsste, warum ich damals als einziger eine andere Jacke anhatte. 

Aufgezeichnet von Alexander Roth

Foto: Imago Images

Bildunterschrift: Uwe Vetter, 59, kommt aus Whyl und ist seit 1995 Physiotherapeut und Ernährungsexperte beim SC Freiburg.

 

 

 
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