Es gibt viel zu fragen, wenn sich ein Profi und ein Jugendspieler des SC Freiburg zum Gespräch treffen. Dieses Mal unterhalten sich im "Doppelpass" Eren Dinkçi und Josua Barthelmeh über Kindheitsträume, Idole, Gedanken vor dem Anpfiff und entscheidende Schritte in den Profifußball.
Josua: Hallo Eren, ich heiße Josua, und ich spiele in der U12 des SC Freiburg. Mich würde erstmal interessieren, ob es etwas gibt, dass du dir als Kind anders vorgestellt hättest am Profidasein?
Eren: Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaube, als Kind habe ich mich oft gefragt, wie es ist, wenn man als Spieler auf dem Platz steht, und ob man das ganze Drumherum wie die Fans und die Anfeuerung dort wahrnimmt. Davon bin ich ausgegangen, aber ich muss sagen: Wenn der Schiedsrichter angepfiffen hat, bin ich eigentlich nur auf das Spiel konzentriert und nehme sogar die Tausenden Fans im Stadion kaum noch wahr. Das ist schon etwas, das anders ist als ich früher gedacht hätte.
Josua: Und spürst du vor den Spielen Druck?
Eren: Ich glaube, ein bisschen Druck hast du immer. Aber man gewöhnt sich daran, genauso wie man sich daran gewöhnt, vor so vielen Menschen zu spielen. Trotzdem hilft Druck auch, dich noch ein bisschen mehr zu fokussieren. Aber grundsätzlich bin ich ziemlich entspannt vor den Spielen. Wie ist das bei dir?
Josua: Wir spielen regelmäßig gegen andere Nachwuchsleistungszentren, zum Beispiel gegen den VfB Stuttgart oder ähnliche Topmannschaften. Da bin ich manchmal schon ein bisschen aufgeregt. Aber wenn das Spiel losgeht, vergesse ich alles andere, und dann macht es richtig viel Spaß. Du bist ja Stürmer. Weißt du noch, wie es war, als du dein erstes Tor als Profi geschossen hast?
Eren:Mein erstes Tor habe ich tatsächlich gleich bei meinem Profidebüt für Werder Bremen erzielt. Das war im Dezember 2020, im Auswärtsspiel beim 1. FSV Mainz 05. Ich wurde kurz vor Schluss eingewechselt und habe in der 90. Minute unser 1:0-Siegtor geköpft. Besser kann man es sich kaum erträumen. Obwohl damals aufgrund der Corona-Pandemie leider keine Fans im Stadion sein durften.
Josua:Hast du schon als Kind gedacht, dass du Fußballprofi wirst?
Eren: Nicht wirklich. Ich war als Kind zwar meist einer der Besten in meiner Mannschaft, aber es hat nie gereicht, um den Sprung in ein Nachwuchsleistungszentrum zu schaffen, so wie du in deinem Alter. Ich habe in der Jugend oft bei Werder mittrainiert, aber es hat nie geklappt. Erst im letzten Jugendjahr bin ich vom SC Borgfeld, einem Bremer Stadtteilverein, in die U19 von Werder Bremen gewechselt.
Josua:Wie hast du den Sprung doch noch geschafft?
Eren:Ich habe bei einem U18-Sichtungsturnier für die Bremer Landesauswahl gespielt. Danach wurde ich von Werder zum Probetraining eingeladen, und dann erhielt ich die Zusage. Nach einem Jahr in der U19 bin ich zur Saison 2020/21 in die zweite Mannschaft aufgerückt, durfte noch im selben Jahr bei den Profis trainieren und hatte am Ende der Saison meine ersten acht Bundesligaeinsätze absolviert. Deshalb sage ich auch immer: Niemals Träume aufgeben. Es kann plötzlich schnell gehen, egal in welchem Alter.
Josua: Hast du eigentlich ein Idol, gegen das du vielleicht auch schon gespielt hast?
Eren: Heute nicht mehr. Früher habe ich Cristiano Ronaldo bewundert, weil ich es einfach bemerkenswert fand, wie er trainiert hat, wie er sich entwickelt hat, von einem Flügelspieler zum Stürmer und zum Weltfußballer. Selbst jetzt mit seinen 40 Jahren ist er immer noch eine Maschine. Und du?
Josua: Ich mag die Mentalität von Josua Kimmich und auch seinen Spielertyp. Aber Bayern-Fan bin ich deswegen nicht.
Eren: Spielst du dann auch auf derselben Position?
Josua:Ja, ähnlich. Ich spiele manchmal Linksverteidiger und manchmal im Zentrum. Vorher habe ich bei meinem Heimatverein Alemannia Müllheim gespielt und war auch in der Talent-Fördergruppe in Freiburg. Dann wurde ich vergangenes Jahr zu Probetrainings beim SC eingeladen, und schließlich bekam ich die Nachricht, dass ich in der U12 dabei bin. Darüber habe ich mich natürlich riesig gefreut. Es macht sehr viel Spaß hier, und mein nächstes Ziel ist es, den Schritt in die U13 zu schaffen. Du hast ja bei Werder Bremen und vergangene Saison beim 1. FC Heidenheim gespielt. Jetzt bist du beim SC Freiburg. Wie unterschiedlich sind die drei Vereine?
Eren: Zunächst gibt es einige Ähnlichkeiten. Der SC, Heidenheim und Werder sind sehr familiäre Vereine. Aber die Ziele sind schon unterschiedlich. In Bremen habe ich einiges erlebt, wie den Abstieg aus der Bundesliga und den Wiederaufstieg. Für Heidenheim war es die erste Bundesligasaison überhaupt. Der SC Freiburg spielt weiter oben mit und hat sich etabliert in der Bundesliga. Heidenheim versucht das, Bremen ist ein Traditionsverein. Aber trotz aller Unterschiede gibt es doch viele Parallelen.
aufgezeichnet und Foto von Dirk Rohde
Bildunterschrift: Eren Dinkçi (23, links) kam im Juli 2024 vom SV Werder Bremen zum Sport-Club und bestritt bisher 21 Pflichtspiele für den SC.
Josua Barthelmeh (11) ist seit vergangenem Sommer beim Sport-Club, kam von Alemannia Müllheim und spielt für die U12 des SC.
Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.