Wer immer mit dem Herzen spielt, kann glücklich werden – und muss auf manches Glück verzichten, wenn das Herz es befiehlt.
von Zoubaier Baya
Das war nach meinem Tor gegen Unterhaching. Den Moment trage ich noch heute in meinem Herzen, wie so vieles von damals. Anfang Februar 2000 war ich verletzt vom Afrika-Cup aus Nigeria nach Freiburg zurückgekommen, und Trainer Volker Finke war davon ziemlich genervt, schließlich befand sich der SC in der Bundesliga in einer schwierigen Phase. Also trafen wir die Entscheidung, zu operieren – und so schnell wie möglich wieder fit zu werden.
Ich wurde in Basel von Dr. Gösele operiert und noch am gleichen Abend habe ich mit Irene, der Physiotherapeutin, mit der Reha begonnen. Zwei Wochen lang haben wir täglich drei Einheiten gemacht. Das war nicht einfach. Aber ich bin auf sehr aufmerksame und fürsorgliche Leute getroffen, die sich enorme Mühe mit mir gegeben haben. Und exakt fünf Wochen nach der Operation war ich tatsächlich schon wieder wettbewerbsfähig und in der Startelf.
Vor dem Spiel saß ich in der Kabine und habe überlegt, wie ich diesen wunderbaren Leuten Danke sagen könnte. Also nahm ich den Stift, den ich immer bei mir hatte, um Autogramme schreiben zu können, und beschriftete mein T-Shirt. Und dann treffe ich auch tatsächlich, und wir gewinnen das wichtige Spiel: Was für ein Moment! Für mich persönlich und für uns alle, da wir gegen den Abstieg kämpften.
Mit Leuten wie Alexander Iashvili, Levan Kobiashvili, Sebastian KehI, Adel Sellimi, Abder Ramdane und Richard Golz bin ich zu meiner Zeit auf sehr viele große Spielerpersönlichkeiten beim Sport-Club getroffen. Mit Präsident Achim Stocker, Trainer Finke oder Manager Andreas Rettig hatten wir immer sehr gute Verantwortliche. So konnten wir uns entwickeln – und es bis in den Europapokal schaffen. Ich habe immer mit ganzem Herzen für Freiburg gespielt. Es war eine sehr große Ehre für mich, Kapitän des SC gewesen zu sein.
Im Nachhinein betrachtet war es auch ein Fehler, aus Freiburg wegzugehen. Damals aber war es kompliziert, weil die Bedingung war, dass ich nicht mehr für mein Land Tunesien spiele. Aber auch das habe ich mit dem Herzen gemacht, und bei uns kann man nicht ablehnen, für die Nationalmannschaft zu spielen. Ohne diesen Zwiespalt wäre der SC der Club gewesen, der mir am besten gefällt auf der Welt. Da, wo es mir gut ging und ich so gut Fußball spielte. Auch meiner Familie ging es in Freiburg sehr gut. Das nach vier tollen Jahren zu ändern, war keine gute Sache, aber eine, zu der ich auf bestimmte Weise verpflichtet war.
Meine Zeit in Freiburg hat mich auf alle Fälle sehr geprägt. Die Weihnachtsfeiern, die Zusammenkünfte mit den Fans, diese bemerkenswerte menschliche und soziale Seite des Clubs: das war alles wirklich außergewöhnlich.
Als ich im Sommer bei der Feier zum 120-jährigen Vereinsjubiläum in Freiburg war, war es ein großes Vergnügen für mich, viele Menschen zu treffen, die ich noch von damals kenne. Und vor Ort sehen zu können, welche riesigen Fortschritte der Verein gemacht hat. Ich bin ein großer Fan dieses Clubs.
Aufgezeichnet von Alexander Roth; mit freundlicher Übersetzungshilfe von Stefanie Nerling
Foto: Imago Images
Bildunterschrift: Zoubaier Baya, 53, ist Präsident von ES Sahel. Von 1997 bis 2001 trug er in 124 Spielen (22 Tore) das Trikot des SC.
Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.