"Eine ganz besondere Anerkennung und Ehre"

Verein
23.12.2024

Birgit Bauer-Schick, Bereichsleiterin Frauen- und Mädchenfußball beim Sport-Club, spricht über ihre Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz und den langen Weg mit den SC-Frauen.

Frau Bauer-Schick, zunächst herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung. Das Bundesverdienstkreuz am Bande wurde dieses Jahr unter dem Motto „SPORT TUT GUT(ES)“ an Menschen verliehen, „die sich in herausragender Weise um unser Land verdient gemacht haben“. Sie engagieren sich seit über 30 Jahren für den Frauenfußball beim SC Freiburg und darüber hinaus. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung?

Bauer-Schick: Ich habe mich natürlich sehr über diese Auszeichnung gefreut. Es ist vor allem eine Wertschätzung von außen, die ich jetzt erfahren durfte und mit der ich niemals gerechnet habe. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich viel Zeit und Herzblut in den Frauenfußball gesteckt. Die Auszeichnung sehe ich als schöne Bestätigung, möchte mich aber auch bei allen bedanken, die mich in der Vergangenheit unterstützt und mit mir zusammen für den Frauenfußball gekämpft haben.

Sie gehören jetzt zu einem relativ kleinen Personenkreis, der vom Bundespräsidenten mit dieser hohen Ehrung bedacht wurde. Wie ist es denn, wenn man in Berlin im Schloss Bellevue empfangen wird?

Bauer-Schick: Die gesamte Veranstaltung ist natürlich etwas ganz Besonderes. Schon der Ort und der große Saal, in dem die Verleihungen stattfinden, sind beeindruckend. Es gibt auch eine Protokollchefin, die den Ablauf vorher erklärt. Wer wo sitzt und wohin man geht, wenn man aufgerufen wird. Und die Nachrichtensprecherin Susanne Daubner hat die Zeremonie moderiert.

Hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Sie eigentlich gleich wiedererkannt? Schließlich hat er Ihnen ja schon mal eine Silbermedaille umgehängt, nach dem knapp verlorenen ersten DFB-Pokalfinale für die SC-Frauen 2019 in Köln?

Bauer-Schick: So war es wirklich, was mich überrascht hat. Nach dem offiziellen Teil hat sich Herr Steinmeier noch Zeit zum Gespräch mit uns genommen. Und er fragte, ob wir uns nächstes Jahr beim Endspiel wiedersehen. Ich habe ihm dann gesagt, dass wir leider gerade gegen Bayern München im Achtelfinale ausgeschieden sind, aber es vielleicht übernächstes Jahr wieder klappt (lacht). Er hat auch erzählt, dass er Schalke-Fan ist. Das wusste ich wiederum noch nicht.

In der Begründung für die Ehrung heißt es auch, Sie hätten sich „in herausragender Weise für den Frauenfußball und seine Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit eingesetzt“. Wie unsichtbar war denn der Frauenfußball, als Sie 1991, noch als Spielerin, zum Sport-Club kamen?

Bauer-Schick: Es war noch eine andere Zeit, viel mehr von Improvisation als von Professionalität geprägt. Nachdem es bereits von 1975 bis 1985 eine Frauenfußballabteilung beim SC Freiburg gegeben hatte, wurde sie 1991 neu gegründet. Damals war ich noch Spielerin, arbeitete auf der SC-Geschäftstelle und habe nebenbei noch den Frauenfußball beim Sport-Club organisiert.

Als noch auf dem Hartplatz am Dreisamstadion trainiert und gespielt wurde, dort wo heute ein Parkplatz ist.

Bauer-Schick: Ja, aber manchmal durften wir auch auf dem Rasenplatz spielen, dem damaligen Trainingsplatz der Männer. Die Entwicklung ist dann immer weiter fortgeschritten. Wir mussten um vieles kämpfen, wurden vom Verein aber auch unterstützt, nicht zuletzt durch unseren damaligen Präsidenten Achim Stocker und den heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich Breit.

Trotzdem führte der Weg zunächst weg vom Dreisamstadion, wo es zu eng wurde, da die Männer 1993 erstmals in die Bundesliga aufstiegen ...

Bauer-Schick:… und für uns eine regelrechte Odyssee begann, was die Trainings- und Spielstätten betraf. Die erste Station war das Gelände der Freiburger Turnerschaft, wo wir 1998 unseren ersten Aufstieg in die Bundesliga feiern konnten. Danach waren wir sechs Jahre in Sexau, bevor wir ins Freiburger Weststadion umzogen. Von dort ging es für über ein Jahrzehnt ins Möslestadion, und seit drei Jahren sind wir jetzt wieder im Dreisamstadion. Das war nochmal ein ganz großer und entscheidender Schritt, denn wir haben hier jetzt Rahmenbedingungen für den Frauenfußball, die ich mir nicht hätte vorstellen können, als ich 30 Jahre vorher zum Sport-Club kam.

Dazwischen liegen auch sportlich äußerst erfolgreiche Jahrzehnte. Bei zwei Abstiegen seit dem ersten Bundesligaaufstieg spielt der SC Freiburg derzeit seine insgesamt 25. Saison in der Bundesliga. Und seit dem zweiten Aufstieg 2011 sind Sie das 14. Jahr in Folge erstklassig.

Bauer-Schick:Auf diese Bilanz können wir sehr stolz sein, und heute kann ich wirklich sagen, dass auch die Rahmenbedingungen für den Frauenfußball beim SC Freiburg erstklassig sind. In den vergangenen Jahrzehnten war es ein stetiger Prozess, aber auch ein gewisser Kampf, diese Rahmenbedingungen Schritt für Schritt zu verbessern. Dazu gehört, dass auch das Trainer- und Funktionsteam sowie der weitere Mitarbeiterstab immer größer und professioneller geworden sind. Auch dafür gilt der Dank dem Verein, der uns das ermöglicht hat.

Ein weiterer großer Schritt wird folgen. Durch Umbaumaßnahmen im Dreisamstadion, die der Sport-Club finanziert, sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass auch die Juniorinnenteams eine Heimat im Dreisamstadion bekommen. Derzeit trainieren und spielen diese überwiegend noch im Schönbergstadion bei Blau-Weiß Wiehre.

Bauer-Schick:Auch das war immer ein Wunsch, dass einmal alle unsere Mannschaften auf einem Gelände vereint sind, wo sie dieselbe Infrastruktur nutzen können und ein direkter Austausch möglich ist. Umso schöner ist, dass wir das bald umsetzen können.

Frau Bauer-Schick, wenn man mit so einem Bundesverdienstkreuz im Koffer wieder nach Hause reist, ziehen beim Blick ausdem Zugfenster auch ein paar besondere Erinnerungen aus all den Jahren mit den SC-Frauen beim Sport-Club vorbei?

Bauer-Schick: Es hat zwar geregnet, aber klar, man denkt nach so einem Tag auch an einige besondere Momente zurück. Einer davon ist noch gar nicht so lange her: Als wir zum Auftakt der vergangenen Saison gegen Bayern München gespielt haben und über 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Dreisamstadion dabei waren. So viele Menschen sind wegen eines Frauenfußballspiels des SC Freiburg gekommen: Ich muss sagen, das war einer der ergreifendsten Momente seit ich hier bin. Und die beiden Teilnahmen am DFB-Pokalfinale 2019 und 2023 waren ebenfalls absolute Highlights für mich – auch wenn wir zweimal gegen den VfL Wolfsburg verloren haben. Etwas ganz Besonderes war natürlich auch der erste Aufstieg in die Bundesliga.

Auch was den Frauenfußball betrifft, steht der SC Freiburg für eine besonders erfolgreiche Nachwuchsarbeit: Melanie Behringer, Laura Benkarth, Sara Däbritz, Melanie Leupolz, Giulia Gwinn oder Klara Bühl sind nur einige der Spielerinnen, die hier in der Jugend ausgebildet und später Nationalspielerinnen wurden. Ihren Ruf als exzellenter Ausbildungsverein hat Ende November die 20-jährige Cora Zicai mit ihrem Debüt in der A-Nationalmannschaft ein weiteres Mal bestätigt.

Bauer-Schick: Ja, darüber haben wir uns alle natürlich mit ihr gefreut. Neben vielen Mitspielerinnen habe auch ich Coras Premiere vor Ort in Zürich im Letzigrund-Stadion verfolgt. Auf die eigene Ausbildung zu setzen, ist unser Weg, und ich finde, es ist auch der richtige Weg. Deshalb freuen wir uns darüber, die Rahmenbedingungen für die Nachwuchsausbildung weiter verbessern zu können.

Das Interesse am Frauenfußball hat kontinuierlich zugenommen. Diese Saison kamen zu Ihrem Bundesligaspiel und zum DFB-Pokalspiel gegen Bayern München jeweils über 7.000 Fans. Halten Sie es eigentlich für möglich, dass der Frauenfußball mittelfristig auch finanziell auf eigenen Beinen stehen kann?

Bauer-Schick: Das ist auf jeden Fall auch ein Ziel, für das wir arbeiten. Ich glaube nicht, dass es in den nächsten zwei, drei Jahren schon Realität werden kann. Aber vielleicht erlebe ich das noch. Ich wurde in Berlin auch gefragt, wie lange ich diese Arbeit noch machen werde. Die 40 Jahre will ich auf jeden Fall vollmachen. Das sind noch sieben Jahre – und wer weiß schon, wie die Welt 2030 aussieht. 

 Interview: Dirk Rohde und Alexander Roth

 

 
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