"Können eine emotionale Bindung herstellen"

Mein Job beim SC: Der Stadionguide

Verein
18.02.2025

Welche Jobs gibt es beim Sport-Club, wer arbeitet hier, wo haben SC-Mitarbeitende ihre Einsatzorte? „Mein Job beim SC“ stellt Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen vor und erzählt von ihrer Arbeit und ihrem Alltag beim Sport-Club. Dieses Mal: der Stadionguide.

Wolfgang Newerla und Jürgen Schmidt sind zwei von 18 Stadionguides, die Einblicke ins Europa-Park Stadion geben. Sie kennen viele Fakten, haben ihre eigenen Lieblingsplätze. Im Interview erzählen der Opernsänger und der Friseurmeister vom Job als Stadionguide, von besonderen Erlebnissen und Geschichten und was eine Stadiontour ausmacht.

Habt ihr einen Lieblingsplatz im Stadion?

Wolfgang Newerla: Ich sitze öfter im Block W4, vierte Reihe, Platz fünf. Das ist auf der Haupttribüne – für mich ein schöner Platz, von dem aus ich einen tollen Überblick habe.

Jürgen Schmidt: Ich sitze im Block N13, Reihe 4, beim SC-Logo. Dort sehe ich die Heimspiele seit es das Europa-Park Stadion gibt. Während einer Stadiontour bin ich am liebsten unten am Rasen, bei den Auswechselbänken unseres Trainers.

Skizziert euren Job als Stadionguide bitte kurz.

Newerla: Bevor wir eine Tour starten und unsere Gruppe treffen, holen wir unseren Schlüssel ab, damit wir in alle relevanten Räume kommen und alles zeigen können. Dann checken wir in den Katakomben, ob wir unsere normalen Wege gehen können. Wenn sich Spieler in gewissen Bereichen aufhalten, müssen wir diese umgehen. Anschließend gehen wir zum Startpunkt der Touren und empfangen dort unsere Gruppe.

Schmidt: Wichtig ist auch, sich im Vorfeld zu erkundigen, was für eine Gruppe man hat: Welche Altersstruktur hat sie – das geht von fünf Jahren bis in hohe Alter -, ist jemand im Rollstuhl dabei oder mit Rollator. Dann müssen wir die Touren natürlich barrierefrei gestalten. Da haben wir etwas andere Wege, aber wir versuchen auch für Leute mit Handicap die gleiche Tour zu machen.

Newerla: Das geht aber ganz gut, weil das Stadion in fast allen Bereichen barrierefrei ist.

Gibt es einen Fakt übers Stadion, der euch überrascht hat?

Schmidt: Überrascht hat mich, wie gut das Stadion von der Bevölkerung und den Fans angenommen wird. Denn das alte Dreisamstadion galt immer als „Heimat des SC“ – das war es auch für mich. Ich habe dort 43 Jahre für das Rote Kreuz gearbeitet. Aber das neue Stadion hat solch einen Flair, der es für mich mittlerweile genauso heimisch macht wie das Dreisamstadion.

Newerla: Da schließe ich mich an. Ich kann mich noch an die Zeit kurz vor dem Umzug erinnern, als eine große Unsicherheit, fast schon Sorge bestanden hat, wie die Fans das Stadion annehmen würden. Aber es wurde sehr gut angenommen. Das begeistert mich.

Kennt ihr besondere Anekdoten, die ihr bei einer Stadiontour erzählt?

Schmidt: Ich bin immer etwas erstaunt, dass viele Leute so viel über den Sport-Club wissen. Egal, wo die Leute herkommen – aus dem Norden, aus dem Osten oder von hier. Auch das Interesse der Leute, die hier Urlaub machen, spontan am Stadion vorbeikommen und uns dann ansprechen, um eine Tour mitzumachen – das ist wahnsinnig schön.

Newerla: Ich habe eine ganz lustige Geschichte, die ich zu Beginn meiner Zeit als Stadionguide immer augenzwinkernd erzählt habe und von der man vermutet, dass sie sich so zugetragen hat. Es geht darin um den Greif auf dem Logo des SC: Ganter hatte sein Stammhaus früher in der Schiffstraße in Freiburg. Es war Gaststätte und Vereinslokal des SC zugleich. Dort wurde natürlich reichlich Ganter Bier getrunken und nach einer Vorstandssitzung hat der eine zum anderen gesagt: „Hör mal, wir haben ja noch gar kein Logo…“ „Ha, wir nehmen den Greif“, war darauf die Antwort in reinstem badisch. Wenn ich bis dahin erzählt habe, wird immer schon gelacht und ich frage daraufhin noch: Was heißt denn Greif auf Italienisch? Grifo ist die richtige Antwort. Deshalb spielt Grifo in Freiburg, sage ich dann mit einem Augenzwinkern.

Was finden die Besucher am spannendsten?

Schmidt: Das ist sehr individuell. Ein Highlight ist aber immer der Presseraum und die Mixed Zone. Enttäuscht sind viele darüber, dass wir die SC-Kabine nicht zeigen dürfen. In vielen anderen Stadien ist das möglich. Bei uns ist es aber zum Glück leicht zu erklären, warum das nicht möglich ist. Die Mannschaft ist jeden Tag hier in der Kabine, trainiert hier, hat all ihre Sachen in dieser Kabine. Ein Beispiel: In der Allianz Arena sind die Bayern nur an Spieltagen, ansonsten ist die Kabine leer. Unsere Gäste können das damit gut nachvollziehen. Ein weiteres Highlight ist für die meisten auch der Gang aus der Mixed Zone durch den Spielertunnel zum Rasen: Ich sage dann immer, sie sollen sich vorstellen, dass draußen 34.700 Zuschauer für sie singen und auf sie warten. Das ist ein Aha-Effekt und auch für mich, nach 150 Touren, ein Highlight. Toll ist auch immer, wenn man eine Gruppe hat, in der noch keiner im Stadion war, und die verabschiedet man dann nach der Tour und merkt: Die sind begeistert.

Newerla: Es ist wirklich individuell und vor allem mit Kindern immer besonders: Einmal war ein Mädchen bei einer Tour dabei, die hat während des Rundgangs durch das Stadion in ihrem badischen Dialekt ganz oft gesagt: „Das habe ich ja noch nie gesehen.“ Das war wirklich süß. Ich glaube, dass viele auch von der gewaltigen Leistung unserer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Stadions überrascht sind. Das sind 15.000qm² - das ist fast doppelt so groß wie das Spielfeld. Ganz viele würden gerne den Rasen berühren, aber das ist nicht erlaubt. Ganz wichtig für uns Tourguides ist in erster Linie, dass wir uns nicht als Lexika verstehen, die reines Wissen vermitteln. Ich glaube, es ist wichtig, sich immer wieder zu sagen: Wir wollen Emotionen anbieten, die Leute emotional erreichen. Die Fakten könnten sich die Leute auch im Internet anlesen, aber wir können eine emotionale Bindung zum Verein herstellen.

Schmidt: Dazu kommt noch die Nahbarkeit zu den Spielern und Trainern. Erst kürzlich hatte ich eine Tour mit einer Fußballmannschaft, die Jungs waren acht, neun Jahre alt. Es war recht kalter und feuchter Tag. Julian Schuster kam vom Trainingsplatz und direkt hoch zu unserer Gruppe, hat sich mit den Kindern unterhalten und dann noch ein Gruppenfoto mit ihnen gemacht. Für mich war da wieder ganz klar: Das ist der SC Freiburg – eine große Familie.

Wieso habt ihr euch für den Job als Stadionguide beworben?

Schmidt: Ich habe 43 Jahre lang ehrenamtlich für das Deutsche Rote Kreuz im Stadion gearbeitet, bin also schon lange mit dem SC verbunden. Im Mai 2022 habe ich aufgehört und hatte im Anschluss sofort Kontakt mit André Wunder, dem ehemaligen Fanbeauftragten des SC, der die Stadiontouren mit aufgebaut hat. Daraufhin habe ich mich offiziell beworben, durfte auch am Konzept der Touren mitarbeiten und seit April 2023 bin ich mit großer Freude als Stadionguide dabei. Im Hauptberuf bin ich seit 50 Jahren Friseurmeister, werde zum Jahresende aber damit aufhören und kann mich dann ganz meinem Hobby, dem SC Freiburg, widmen.

Newerla: Mein ursprünglicher Beruf ist Opernsänger und Schauspieler. Ich habe in meinem Beruf jetzt weniger zu tun und für mich ist eine Tour immer wie eine kleine Theatervorführung. Das macht mir unvorstellbar viel Spaß.

Interview: Isabel Betz

Stadiontouren beim SC Freiburg

 
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