Der Sport-Club unterliegt dem FC Bayern nach einer umkämpften Schlussphase mit 1:2 (0:1). Matthias Ginter erzielt nach 68 Minuten nach einer Ecke den Anschluss für die Breisgauer.
Wie alle anderen Erst- und Zweitligisten beteiligte sich auch der Sport-Club am „Erinnerungstag im deutschen Fußball“. Beim Heimspiel gegen den FC Bayern München erinnerten verschiedene Aktionen an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, die sich dieser Tage zum 80. Mal jährt.
Als sich der Blick der rund 34.700 Zuschauerinnen und Zuschauer im Europa-Park Stadion aufs Sportliche richtete, sahen diese – nach kurzem Abtasten – eine druckvolle Anfangsphase der Gäste. Nach 13 Minuten nahm Jamal Musiala im Zentrum Fahrt auf und prüfte aus 18 Metern die Stabilität des Torpfostens, Noah Atubolu wäre gegen diesen Schuss ohne Chance gewesen.
Im Vergleich zur 0:4-Niederlage in Stuttgart nahm das Freiburger Trainerteam ganze sechs Änderungen vor: Noah Atubolu, Philipp Lienhart, Jordy Makengo, Nicolas "Chicco" Höfler, Eren Dinkci und Lucas Höler standen allesamt neu in der Startelf. Florian Müller, Matthias Ginter, Christian Günter, Vincenzo Grifo und Junior Adamu nahmen zunächst auf der Bank Platz, Patrick Osterhage fehlte aufgrund muskulärer Probleme.
Kane trifft früh und wuchtig
Bei den Münchnern hatte sich unter der Woche Wut aufgestaut: In der UEFA Champions League unterlagen sie am Mittwoch bei Feyenoord Rotterdam mit 0:3 und müssen in diesem Wettbewerb aller Voraussicht nach in die Zwischenrunde. Möglicherweise packte Harry Kane nach 15 Minuten etwas von seinem Ärger darüber in seinen Abschluss, nachdem er auf halbrechter Position von Eric Dier angespielt wurde, sich um Philipp Lienhart drehte und den Ball aus 15 Metern mit 121 Stundenkilometern in die lange Ecke wuchtete.
Beim Sport-Club stand Makengo zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison in der Startelf. Nach 26 Minuten ließen die Bayern ihm auf der linken Seite viel Platz, sodass er eine erste gefährliche Flanke ins Zentrum schlagen konnte, die aber nicht bei einem Abnehmer im SC-Dress landete. Es sollte eine von nur zwei gefährlichen Freiburger Vorstößen in Hälfte eins bleiben – nach 43 Minuten fand auch Ritsu Doan im Anschluss an eine Ecke mit einem flachen Pass von der Torauslinie in den Rückraum niemanden, der diesen verwerten konnte. Aber: Auch die Mannschaft von Vincent Kompany kam nicht mehr in nennenswerte Abschlusspositionen. Es blieb beim 0:1 nach 45 Minuten.
Ginter kommt zur Pause, die Bayern erhöhen nach einer Ecke
Beide Mannschaften mussten verletzungsbedingt rund um die Halbzeitpause wechseln. Bei Bayern ersetzte noch vor dem Seitenwechsel Josip Stanisic den angeschlagenen Leon Goretzka (40.), beim Sport-Club kam zu Beginn von Hälfte zwei Matthias Ginter für Max Rosenfelder, der über muskuläre Probleme im Oberschenkel klagte. Ginter war nach 53 Minuten direkt gefordert, als er eine scharfe Kane-Flanke von rechts gerade noch vor dem einschussbereiten Musiala abfälschen konnte.
Leider sollte die anschließende Ecke dann doch zum zweiten Münchner Treffer des Tages führen. Joshua Kimmich zog den Ball von links wuchtig auf den ersten Pfosten, wo Kim Min-jae Noah Atubolu grenzwertig an der Abwehr behinderte, sodass dieser nur noch mit einer Faust an den Ball kam und den Einschlag nicht verhindern konnte. Kurz darauf verzog Serge Gnabry aus aussichtsreicher Position knapp (58.).
Packende Schlussphase
Der Sport-Club gab sich nicht auf, wurde offensiver. Nach 65 Minuten prüfte Lucas Höler Manuel Neuer per Kopf nach einer Flanke von Lukas Kübler erstmals in Hälfte zwei. Drei Minuten später tauchte Höler erneut im Strafraum des ehemaligen deutschen Nationalkeepers auf, bediente Röhl mit einer schönen Hereingabe am langen Pfosten und dessen abgefälschter Kopfball ergab zumindest mal wieder einen Eckball. Dieser sollte sich lohnen. Ginter lief perfekt in die Flanke von Doan hinein und traf mit Kopf und Schulter unhaltbar für Neuer zum 1:2 (68.).
„Man weiß, was hier los sein kann – alleine wenn man einen Zweikampf gewinnt“, sagte Ginter nach der Partie mit Blick auf die Kulisse in der Schlussphase. Die Fans auf den Rängen peitschten ihre Mannschaft nach vorne, der Sport-Club kämpfte. Der Rekordmeister nutzte jede Gelegenheit, um Zeit von der Uhr zu nehmen und hatte mit den eingewechselten Michael Olise und Kingsley Coman genug Tempo auf dem Rasen, um den möglicherweise finalen Konter zu setzen. Nach 87 Minuten verlängerte der ebenfalls neu ins Spiel gekommene Junior Adamu einen weiten Lienhart-Einwurf gefährlich am Fünfmeterraum, Kimmich konnte in höchster Not klären.
"Es ist kein Zufall, dass wir das Spiel so gestalten konnten, dass es bis zum Schluss offen war“, sagte SC-Trainer Schuster nach der Partie. „Das war wichtig – eine Leistung zu zeigen, auf die wir aufbauen können. Wir haben hohen Aufwand betrieben, mussten viel laufen. Das war die richtige Haltung."
Die Gäste wackelten, waren in den Schlussminuten beinahe ausschließlich mit Defensivaufgaben betraut. Selbst Kane rettete vor dem einschussbereiten Michael Gregoritsch am eigenen Strafraum (92.). Nach 95 Minuten pfiff Schiedsrichter Daniel Siebert eine letzte aussichtsreiche Offensivaktion der Freiburger wegen eines Offensivfouls von Adamu an Dier zurück, danach war Schluss. Der Sport-Club bleibt damit bei 27 Punkten und hat am kommenden Samstag in Bochum (15.30 Uhr) die nächste Gelegenheit auf Punkte.
Marius Faller
Foto: Achim Keller
Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Kübler, Rosenfelder (46., Ginter), Lienhart, Makengo (85., Gregoritsch) - Eggestein (77., Manzambi), Höfler - Doan, Dinkci (77., Grifo), Röhl - Höler (75., Adamu) | |
Trainer: Julian Schuster | |
Bank: Müller, Sildillia, Philipp, Günter | |
Aufstellung FC Bayern München: Neuer - Kimmich, Kim, Dier, Guerreiro (83., Joao Palhinha) - Pavlovic, Goretzka (40., Stanisic) - Sané (63., Olise), Musiala (83., Müller), Gnabry (63., Coman) - Kane | |
Trainer: Vincent Kompany | |
Bank: Ulreich, Aznou, Boey, Tel | |
Tore: 0:1 Kane (15.), 0:2 Kimmich (54.), 1:2 Ginter (68.) | |
Gelbe Karten: Kübler, Doan, Grifo - Kane, Müller | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Daniel Siebert | |
Zuschauer/innen (Fahrradzahl): 34.700 (5.495) |