Mit einem 1:0-Erfolg beim VfL Bochum beendet der SC Freiburg seine Negativserie in der Fremde. Kiliann Sildillia erzielt den Treffer des Tages für den Sport-Club.
Ein bisschen überwältigt wirkte der junge Franzose dann doch. Mit seinem Treffer in der 35. Spielminute hatte Kiliann Sildillia nach einer für ihn bislang schwierigen Spielzeit nicht nur seiner Mannschaft den Weg zum ersten Auswärtssieg seit Anfang Oktober geebnet, sondern auch ein persönliches Erfolgserlebnis verbucht. Nun stand er nach Abpfiff am Spielfeldrand und verlieh seiner Freude im Sky-Interview gewohnt bescheiden Ausdruck.
Freude war es auch, die bei SC-Trainer Julian Schuster nach intensiven 94 Minuten überwog. "Es war das zu erwartende Spiel, der zu erwartende Kampf. Auf diese vielen Duelle im Mittelfeld haben wir uns vorbereitet. Ein großes Kompliment an die Mannschaft heute, sie haben es gut angenommen und sich belohnt", bilanzierte Schuster.
Je vier Wechsel in der Startelf
Beim Sport-Club tauchte zwar Winterneuzugang Niklas Beste noch nicht im Kader auf, dafür aber erstmals U23-Spieler Yann Sturm. In der Startelf setzte das Freiburger Trainerteam auf vier Veränderungen im Vergleich zur ansprechenden Leistung gegen den Rekordmeister. Sildillia ersetzte den gelbgesperrten Lukas Kübler, Matthias Ginter den angeschlagenen Max Rosenfelder. Außerdem kehrten Christian Günter und Vincenzo Grifo für Jordy Makengo und Ritsu Doan zurück in die Anfangsformation.
Beim Bundesliga-Schlusslicht wechselte Dieter Hecking nach dem enttäuschenden 0:3 in Mönchengladbach ebenfalls viermal. Ivan Ordets, Matus Bero, Gerrit Holtmann und Moritz Broschinski ersetzten Jakov Medic, Anthony Losilla, Felix Passlack und Myron Boadu.
Gewarnt vor der Heimstärke der Gastgeber – und mit der Hypothek von drei deutlichen Niederlagen aus dem zurückliegenden Mammut-Auswärtsprogramm – gingen die Breisgauer die nächste Aufgabe in der Fremde motiviert an. Das Spielgerät lief in den Anfangsminuten flüssig durch die eigenen Reihen, immer wieder suchten die in Weiß gekleideten Gäste über die Flügel den schnellen Weg in die Tiefe.
Lattentreffer und Sildillias Premiere
Dennoch sollte es nicht VfL-Keeper Patrick Drewes sein, der zum ersten Mal gefordert wurde, sondern sein Pendant Noah Atubolu. Mit einem starken Fußreflex rettete der Freiburger Rückhalt nach acht Minuten aus kurzer Distanz gegen den eigenen Mann. Nicolas Höfler hatte einen Bochumer Freistoß aus dem Halbfeld unglücklich in Richtung des eigenen Tores gelenkt.
Zwar meldete kurz darauf Vincenzo Grifo den Sport-Club mit einem etwas zu zentral getretenen Freistoß aus 20 Metern ebenfalls in der Offensive an, die besseren Gelegenheiten sollten aber zunächst die Bochumer haben: Bei Gerrit Holtmanns Gewaltschuss von der Strafraumkante war der SC mit dem Glück und der Latte im Bunde (22.), der nächste Versuch des Flügelspielers sauste über den Freiburger Kasten (30.).
Während der VfL mit zunehmender Spieldauer Sicherheit gewann, tat sich der Sport-Club mit der galligen und kompakten Spielweise des Gegners Mitte der ersten Halbzeit schwer. Erst zehn Minuten vor der Pause sollte ein Günter-Standard wieder für Gefahr – und laut aufbrandenden Jubel aus dem ausverkauften Gästeblock sorgen. Der SC-Kapítän servierte eine Ecke maßgenau auf den Schädel von Sildillia, der sich im Luftduell durchsetzte und per Kopf zur Freiburger Führung traf (35.). Es war das erste Bundesligator des Franzosen und der zehnte Treffer eines SC-Verteidigers in der laufenden Saison.
Und hätte Matthias Ginter, nach einer Ecke von Grifo, das Toreck nicht knapp verfehlt, die mitgereisten SC-Anhänger hätten sich noch vor dem Gang in die Kabinen über das nächste Tor eines Abwehrspielers freuen dürfen.
Zittern in Durchgang zwei
Der Sport-Club stand nach Wiederanpfiff etwas tiefer, hatte sich in der Halbzeit offensichtlich besser auf die Zweikampfhärte des VfL eingestellt und setzte im Spiel nach vorne Nadelstiche. So bot sich Merlin Röhl aus halbrechter Position im Sechzehner die Gelegenheit auf 2:0 zu stellen, doch der Schuss des jungen Mittelfeldspielers strich knapp über den Kasten (47.). Und auch Eren Dinkci war es nach einem schönen Solo nicht vergönnt, Drewes im Eins-gegen-Eins zu überwinden (58.).
Die ohnehin intensiv geführte Begegnung bot nun, befeuert von der hitzigen Atmosphäre „anne Castroper“, fast minütlich knifflige Zweikampfentscheidungen für das Unparteiischengespann um Tobias Welz. Immer wieder musste das Spiel unterbrochen werden, Spielfluss kam nur noch phasenweise zustande.
Zwanzig Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit war es wie in der Anfangsphase Atubolu, der seinen Farben mit einer starken Parade gegen einen Hofmann-Kopfball die Null rettete. Der Auftakt einer Drangphase der Heimelf, die dem SC nun wieder zunehmend ihr Spiel aufdrückte. Offensiv trat der SC erst durch einen wuchtigen Lattenknaller von Lucas Höler in der 86. Minute wieder in Erscheinung. Höler war es auch, der kurz darauf aus fünf Metern am ausgefahrenen Fuß von Drewes scheiterte (90.).
So gerieten die letzten Zeigerumdrehungen zur Nervenschlacht. Flanke um Flanke segelte durch den Freiburger Strafraum, nur um von dort in den Rückraum geklärt zu werden und postwendend wieder den Weg in Richtung Atubolu zu finden. Der Abpfiff nach vier Minuten Nachspielzeit: Eine kleine Erlösung für alle, die es mit den Breisgauern halten.
Oder um es mit dem Siegtorschützen zu sagen: „Heute ist alles super! Ein Tor, drei Punkte, zu Null. Ich glaube, es ist ein schöner Tag für uns alle.“
David Hildebrandt
Foto: deFodi Images
Aufstellung VfL Bochum: Drewes - Oermann (80., Pannewig), Ordets, Bernardo - Bero, Sissoko, de Wit (64., Krauß), Wittek (64., Miyoshi), Holtmann (90.+1, Medic) - Broschinski (64., Boadu), P. Hofmann | |
Trainer: Dieter Hecking | |
Bank: T. Horn, Gamboa, Masovic | |
Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Sildillia, Ginter, Lienhart, Günter - Dinkci (90., Gregoritsch), Eggestein (77., Osterhage), Röhl (90., Manzambi), Höfler, Grifo (58., Doan) - Höler | |
Trainer: Julian Schuster | |
Bank: F. Müller, Makengo, Sturm, Adamu, Philipp | |
Tore: 0:1 Sildillia (35.) | |
Gelbe Karten: Bero, Bernardo, Sissoko - Atubolu, Höfler | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Tobias Welz | |
Zuschauer/innen: 25.900 |