Macht’s euch nicht unnötig schwer!

Engagement
11.04.2022

Wieso? Weshalb? Darum – die Heimspiel-Serie (5) zum Kinderfußball. Heute: Wie kommt der neue Kinderfußball auch zu den kleinen Vereinen der Region? Ein Interview mit Ralf Eckert, dem Leiter Kooperationsvereine des SC Freiburg.

Heimspiel: Herr Eckert, was ist Ihre Aufgabe als Leiter Kooperationsvereine beim Sport-Club?

Ralf Eckert: Der SC unterhält ja Kooperationen mit sechs Vereinen unseres Einzugsgebietes (siehe Skizze; d.Red.) mit insgesamt zehn Kooperationstrainern vor Ort. Ich tausche mich mit allen regelmäßig aus, bin einmal im Monat selbst bei jedem Verein und bringe Impulse rein, wie wir Fußball spielen und miteinander umgehen wollen.

Ein Themenschwerpunkt ist der Kinderfußball?

Ja. Man könnte sagen, ich helfe mit, die vom SC und dem Südbadischen Fußballverband neu entwickelten Ideen zum Kinderfußball in die Fläche zu bringen. Statt uns am Erwachsenenfußball zu orientieren, wollen wir Kindern kindgerechten Fußball bieten. Heißt: kleine Spielformen mit ständigen Ballaktionen und ohne Anleitung von außen – also eigentlich wie früher im Straßenfußball. Bei jedem Kooperationsverein machen wir zudem einmal pro Woche Hallentrainings für Fördergruppen, teils  im U15-Alter, teils mit U12-Kindern, die auch von kleineren Klubs im Umkreis des Kooperationsvereins kommen. Und wir organisieren Spieltage, bei denen unsere Fördergruppen und die des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) sich treffen und – wie wir es nennen – Mikrofußball spielen: kleine Spielformen drei gegen drei, mal auf zwei, mal auf vier Tore, wobei die Teams ständig neu durchmischt werden. Statt ums Spielergebnis geht’s ums Erlebnis.

... und darum, Talente frühzeitig zum SC zu lotsen?

Nein. Das wäre nicht sinnvoll, zumal eine seriöse Talentprognose im Kindesalter gar nicht möglich ist. Kinder sollten am besten beim Heimatverein bleiben, einfach Kind sein und sich in Ruhe entwickeln. Wir versuchen in die Region zu wirken, dass idealerweise überall gutes Kindertraining geboten wird. Wenn es zu einem Kind passt, fördern wir es zusätzlich in unseren Fördergruppen. Natürlich freue ich mich, wenn eins der Kinder es irgendwann später zum SC schafft, aber ich freue mich auch, wenn es langfristig beim Heimatverein bleibt und dort im Vereinsleben mitwirkt. Es geht um beides: Talente zu fördern und die Breite zu stärken.

Jenseits der Kooperationsvereine – wie kommen die neuen Kinderfußball-Ideen in die Fläche?

Zunächst mal: In den Vereinen gibt’s unzählige Trainerinnen und Trainer, die mit Herz und Empathie überragende Kindertrainings machen. Oft sind das Eltern eines Spielers, die leider nur so lange die Spielstunden leiten, bis ihr Kind die nächste Altersklasse erreicht. Auch deshalb müssen wir gemeinsam mit dem Verband die Kindercoachs immer wieder von Neuem zu erreichen versuchen. Im März und April gibt’s etwa wieder sechs Fortbildungstermine. (Infos auf: scfreiburg.com; d.Red.)

Worauf kommt’s beim Wissenstransfer an?

Erstmal auf Verständnis: Zusätzlich zum Job noch Kindertrainer zu sein, ist nicht ohne und verdient Respekt. Auf dieser Basis müssen wir das Wesentliche, worauf es im Kinderfußball ankommt, immer wieder anschaulich rüberbringen: Warum brauchen Kinder kleine Spielformen mit ständigen Ballaktionen? Weil sie im Lernalter sind, in dem ihr Gehirn Bewegungsabläufe so abspeichert, dass sie in Fleisch und Blut übergehen. Hat ein Kind kaum Ballkontakte – wie soll es Spaß haben und sich verbessern? Zudem sage ich oft: Macht’s euch nicht unnötig schwer! Geht auf die Kinderfußball-Website vom Südbadischem Fußballverband und dem SC (sbfv.de/kinderfussball; d.Red.), übernehmt die Spielformen, die da erläutert sind, und ihr werdet sehen, wie gut sie funktionieren.

Sollte man neben den Coachs nicht bestenfalls auch die zuschauenden Eltern sensibilisieren?

Ja. Coachs und Eltern sollten vor allem gelassen und ruhig bleiben: Ruft man bei Spielen der Kinder ständig etwas rein, nimmt man den Kindern die Möglichkeit, wirklich eigene Entscheidungen zu treffen und sich durch Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse mit der Zeit von selbst bestmöglich weiterzuentwickeln. Insgesamt hat sich im Kinderfußball schon viel verbessert, aber da geht noch einiges mehr.

Interview: Timo Tabery und Uli Fuchs

 
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