Das ist doch aus dem Breuninger-Prospekt! An die Werbeaktion erinnere ich mich noch total gut. Das Modehaus wollte nach dem Aufstieg 1993 eine Partnerschaft mit dem Sport-Club eingehen, und als die erste Werbekampagne entwickelt wurde, war auch der Mannschaftsrat eingebunden. So entstand dann die Idee, uns Spieler in Situationen abzulichten, die auch unserem Alltag entsprachen. Bei mir lag es also sehr nahe, mich mit
der auffälligen Jacke in eine Straßenbahn zu stellen.

Damals bin ich nämlich mehrmals die Woche mit der Bahn von Löffingen nach Freiburg gependelt. Weil es mir sehr viel bedeutet hat, bei meinen Freunden und meiner Familie bleiben zu können. Anfangs bin ich mit dem leider schon verstorbenen Christian Simon aus Neustadt gependelt. Die Fahrten mit der Höllentalbahn waren immer total entspannt. Denn auch wenn die Leute im Schwarzwald und in Freiburg durchaus leidenschaftlich
sind, wenn es darauf ankommt, waren die Kontakte immer angenehm. Etliche Stunden kamen da zusammen, in denen ich neben vielen netten Gesprächen auch sehr viel Zeit zum Lesen hatte. Das war natürlich viel besser als in dem Stau zu stehen, der sich immer stadteinwärts vor Ebnet bildete.

Besonders angenehm war es auch, im Sommer in Freiburg bei 35 Grad ein- und dann oben bei erträglicheren Temperaturen auszusteigen. Und umgekehrt war es im Frühling immer schön, aus der Kälte runterzufahren, und rund ums Stadion blühte schon alles. Gerechnet hat sich das obendrein, spätestens nachdem das Regioticket damals aus der Taufe gehoben war – übrigens nicht zuletzt ein Verdienst des
damaligen Stadtrates Heinrich Breit, dem heutigen Vorsitzenden des SC-Aufsichtsrates. 50 Mark, also nicht einmal die Hälfte der beworbenen Jacke, hat das damals im Monat gekostet.

In meinem letzten Jahr als Spieler beim SC konnte ich dann sogar noch ein besonderes Schnäppchen machen, als Damir Buric bei der Tombola auf der Mannschafts-Weihnachtsfeier eine Regio-Jahreskarte gewonnen hatte. Damir selbst konnte wenig damit anfangen, also habe ich es ihm abgekauft, und wir beide waren happy. Die Tombolas waren ohnehin immer ziemlich gut. Achim Stocker war sich nie zu schade, dafür bei den Sponsoren nach Spenden zu fragen und war dabei oft sehr erfolgreich. Mal gab es einen hochwertigen Fernseher, mal ein Rennrad, das, wenn ich
mich recht erinnere, Thomas Schmidt, der ohnehin total gerne Fahrrad fuhr, gewonnen hat.

Fahrrad zu fahren und die Straßenbahn zu nehmen, war für die meisten von uns Spielern das Normalste der Welt, weil das in Freiburg ja sowieso alle tun. Die Stadt ist dafür einfach prädestiniert. So passt es auch, dass der SC dann mit seiner Solaranlage auf dem Stadiondach und der Partnerschaft mit NaturEnergie, wenn es um nachhaltiges Handeln und Wirtschaften geht, schon früh ein echter Trendsetter im Fußball und darüber hinaus wurde. Dass ich bei uns zu Hause bereits 2005 eine Photovoltaikanlage auf das Dach gebaut habe, kommt jedenfalls nicht von ungefähr.

Aufgezeichnet von Alexander Roth

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.