Vokuhilas und Champagner

Verein
10.08.2023

Ein Bild und seine Geschichte. Der sensationelle und souveräne erste Bundesliga-Aufstieg des SC Freiburg jährt sich zum 30. Mal. Ein guter Grund für Martin Käfer zurückzublicken auf jene Zeit, als Präsidenten und Profitrainer noch die Kickplätze der Region bereisten, und Verbandsligaspieler Profis werden konnten.

Doch, doch, an die Gebrüder Beck, mit denen sich Altin Rraklli da 1993 über unseren Aufstieg freut, erinnere ich mich noch. Damals hatte man als SC-Profi mit den Fans noch ganz direkt Kontakt – im Vereinsheim „Dreisamblick“ oder auch in der Stadt im „Dampfross“ oder der „Parabel“. Man kannte sich, war mitunter auch befreundet. Über unsere damaligen Vokuhila-Frisuren – ich stehe links mit Champagnerflasche – muss ich heute dabei schon schmunzeln. Wobei Altin da wohl noch verwegener unterwegs war als ich. Auf Auswärtsfahrten teilten wir öfter das Zimmer, wo wir uns anfangs noch mit Händen und Füßen verständigten, weil Altin noch kein Deutsch sprach. Er war ja frisch aus Albanien gekommen.

Ich hatte in der Vorsaison noch beim FV Donaueschingen Verbandsliga gekickt. Da kamen dann SC-Präsident Achim Stocker und Trainer Volker Finke, um mich zu sichten. Profi zu werden, war bis dahin eigentlich gar nicht in meinem Kopf. Als sich mir mit 24 Jahren aber die Chance bot, zum SC in die Zweite Liga zu wechseln, sagte ich natürlich zu. Als Amateurspieler hatte ich täglich acht Stunden als Feinmechaniker gearbeitet und drei, vier Mal pro Woche zudem noch Training. Damit verglichen war mein Leben als Profi viel lockerer. Fußballerisch musste ich mich aber umstellen: Hatte ich vorher zentral gespielt – Libero, Sechser oder Zehner – war ich beim SC als Verteidiger eingeplant. Mein eigentliches Problem aber waren die Sprunggelenke. Ständig war ich verletzt, kämpfte mich zurück, bis ich wieder umknickte und ein Knöchel dick wurde. Erst zu Saisonende kam ich regelmäßig zum Einsatz – so auch beim 2:2 bei Fortuna Köln, mit dem am fünftletzten Spieltag unser Aufstieg schon eingetütet war.

Erst nach dem folgenden 4:2 zu Hause gegen Unterhaching wurde dann aber – wie auf dem Foto zu sehen – richtig gefeiert. Als i-Tüpfelchen kam dann noch das wunderbare 5:1 gegen Fortuna Düsseldorf im letzten Heimspiel – wieder mit großer Feier danach. Nach dem dramatischen Klassenerhalt in der folgenden Erstligasaison, in der ich drei Einsätze hatte, wechselte ich zurück in die Verbandsliga zum Freiburger FC – vielleicht ja ein Fehler. So weiß ich heute nicht, ob ich mich bei einem anderen Proficlub womöglich hätte durchsetzen können. Beim FFC, wo damals mit Patrick Baier, Christian Streich und Klemens Hartenbach drei heutige SC-Größen kickten, hatte ich aber durchaus auch eine schöne Zeit.

Und klar war es toll, beim SC zwei Jahre auf Profi-Niveau mitzumischen. Beim irren 5:3-Sieg im Pokal gegen Eintracht Frankfurt etwa kam ich zur Verlängerung rein, um gegen Stürmerstar Anthony Yeboah zu spielen. Natürlich ist auch der Aufstieg 1993 unvergesslich. Die Euphorie war riesig, überall glückliche Gesichter. Und bei mir sowieso. In dem Jahr heiratete ich nämlich auch meine Frau Susanne und wir zogen nach Freiburg-Kappel, wo wir und unsere Söhne, Denis und Jan uns nach wie vor sehr wohl fühlen. Und Heimspiele des Sport-Club verpasse ich als Dauerkarteninhaber auch äußerst selten.

Aufgezeichnet von Timo Tabery

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist

 
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