Zur Sommerpause wird der Rasen hochgeklappt.
Ganz so einfach ist es dann doch nicht, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als ob hier die vertikale Fläche in die Horizontale gekippt wurde. Das Fassadensystem Grünwand, dessen Prototyp der SC-Teampartner Birkenmeier in Breisach-Niederrimsingen realisiert hat, verfolgt dieses einfache Prinzip. Die Grünwand nutzt die vorhandene Naturfläche und bringt sie vertikal an die Wände von Industriegebäuden. Dadurch wird der Flächenfraß von Industriebauten gebremst und die notwendige Ausgleichsfläche – auch im Sinne einer CO2-Reduktion - gleich am Gebäude selbst geschaffen. Dass die Grünwand dabei auch optisch zur Aufwertung des Gebäudes beträgt, ist ein durchaus erwünschter Nebeneffekt.
Die Grünwand – ein gemeinsamer Entwurf von Birkenmeier und flor-design – ist ein statisch autarkes Bauteil. Es besteht im Kern aus Stahlbeton-Fertigteilen. Im Erdreich, mit dem die Teile aufgefüllt sind, wachsen unterschiedliche Pflanzen, die wiederum Insekten, Vögeln und Kleintieren als Habitat dienen und die Biodiversität fördern. Das Wasser des Daches läuft über die Wand ab und bewässert so die Pflanzen. Gleichzeitig wird es auf natürlichem Weg gefiltert, so dass es ohne Sickergruben direkt ablaufen kann und nicht mehr Flächen verbraucht werden müssen als unbedingt nötig. Auf diesem Weg werden bei der Entwässerung Kosten eingespart. Das System bringt Kühlungs- und Dämmeffekte, wirkt somit auf das Klima im Inneren und auch im Außenbereich.
Das Grünwand-Projekt wird durch verschiedene wissenschaftliche Monitorings begleitet, um zu untersuchen, in welchem Maße sich die Wand auf die Schutzgüter Klima, Boden, Wasser, Pflanzen, Tiere und Mensch auswirkt. Ziel ist die offizielle Anerkennung der Grünwand als ökologische Ausgleichsmaßnahme und eine Anrechnung von Ökopunkten auf dem Ökokonto, einer Art freiwilligem Sparbuch für Naturschutzmaßnahmen. Ist die Wand als Ausgleichsmaßnahme anrechenbar kann das beim Genehmigungsverfahren hilfreich sein und Mehrwerte schaffen.
Wer seinen Industriebau künftig auch in grün gestalten will, der sollte freilich schon zu Beginn der Planungen eines Neubaus die Möglichkeiten des Fassadensystems prüfen: „Unser System sollte in einer frühen Planungsphase berücksichtigt werden. Eine Nachrüstung ist sehr teuer oder nicht möglich“, sagt Felix Birkenmeier.
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Fotos: Birkenmeier