Nach der 0:1-Hinspielniederlage erwartet der Sport-Club im Achtelfinale der UEFA Europa League am Donnerstagabend (18.45 Uhr, live auf RTL+, im Ticker in unserem Matchcenter sowie als Audioreportage "Sportclub live") Juventus Turin im Europa-Park Stadion.
Nicht nur an der Anzahl der anwesenden Journalistinnen und Journalisten auf der Pressekonferenz vor dem Achtelfinalrückspiel in der UEFA Europa League gegen Juventus Turin war abzulesen, wie besonders diese Begegnung für den SC Freiburg ist. Neben Medienvertreterinnen und -vertretern aus Italien hatten auch Presseteams aus Japan und Österreich den Weg in die Katakomben des Euro-Park Stadions gefunden. Das freute auch Michael Gregoritsch, der neben Christian Streich auf dem Podium Platz nahm. Der 28-Jährige führte aus, dass Juventus vor dem Rückspiel zwar der klare Favorit sei, es aber „schön ist, dass wir noch die Gelegenheit haben, das Spiel zu drehen und weiterzukommen“.
Der Respekt beim Gegner ist groß. Massimiliano Allegri, Trainer von Juventus Turin, hatte unmittelbar nach dem Hinspiel gesagt: „Wir haben gegen einen starken Gegner gewonnen. Das Spiel in Deutschland wird nicht einfach.“ Mittelfeldspieler Manuel Locatelli ergänzte: „Wir werden eine reife Vorstellung in Freiburg brauchen, um in die nächste Runde zu kommen.“
Der italienische Rekordmeister hatte am Sonntag in der Serie A das Tabellenschlusslicht Sampdoria Genua mit 4:2 bezwungen, eine 2:0-Führung jedoch zwischenzeitlich wieder aus der Hand gegeben und erst in der letzten halben Stunde die zwei entscheidenden Treffer erzielt. Paul Pogba, der an diesem Mittwoch seinen 30. Geburtstag feiert, tritt die Reise nach Freiburg nicht an. Federico Chiesa und Angel di María standen beim Ligaspiel am Sonntag ebenfalls nicht im Kader.
SC-Trainer Christian Streich wurde auf der Pressekonferenz von einem italienischen Journalisten dazu befragt, was ein möglicher Ausfall von di María für seine Mannschaft bedeuten würde. "Wenn ein Spieler wie di María auf dem Platz steht, weißt du nie was passiert“, so Streich. „Er macht jede Mannschaft besser. Wenn er spielen kann ist es schön, denn dann sehen ihn die Leute in Freiburg. Wenn so ein Spieler nicht spielen kann, ist es schade für den Fußball – aber wir werden uns auch nicht beschweren.“
Fragezeichen hinter Philipp Lienhart
Bei der 0:1-Niederlage im Turiner Allianz Stadium hatte der Sport-Club, abgesehen vom aberkannten Höler-Tor in der zweiten Halbzeit, wenige Torchancen. Beim 2:1-Sieg gegen Hoffenheim am Sonntag stellte das Trainerteam von der Dreier- auf eine Viererkette um. „Das eine System passt defensiv besser. Gegen Hoffenheim haben wir 4-2-3-1 gespielt, weil wir unbedingt offensiv einen Mann mehr auf dem Platz haben wollen. Es gibt immer Vor- und Nachteile, deshalb bin ich mir noch nicht 100-prozentig klar“, sagte Streich.
Auch personell seien noch nicht alle Entscheidungen getroffen. Philipp Lienhart musste in Turin angeschlagen runter und fehlte gegen Hoffenheim komplett. Sein Zustand kommentierte der SC-Trainer mit folgenden Worten: Er hat mit der Mannschaft trainiert, wird heute nochmal behandelt und morgen früh entscheiden wir dann abschließend. Es ist kritisch aber vielleicht reicht es.“
Heimvorteil soll entscheidende Rolle spielen
Unabhängig vom Personal und System forderte Christian Streich, der mit seinem gesamten Trainerteam zu Beginn dieser Woche seinen Vertrag verlängert hatte, von seinen Spielern eine hohe Konzentration beim Showdown am Donnerstagabend: „Wir dürfen die Bälle nicht in den gefährlichen Räumen hergeben – wie im Hinspiel, als wir in den letzten 20 Minuten nochmal drei Konter gefangen haben.“
Die Vorfreude auf das Spiel ist dieser Tage bei allen Beteiligten an der Achim-Stocker-Straße im Freiburger Westen zu spüren. „Wir müssen alles dafür tun, dass wir das Stadion hinter uns bekommen und dann weiß man, wie Fußball ist. Fußball in unberechenbar. Alles außer einem Weiterkommen von Juventus ist eine riesige Überraschung. Wir probieren es“, so Streich.
Auch Michael Gregoritsch habe „in der gesamten Stadt eine riesige Euphorie“ gespürt. „Wir müssen von der ersten Minute an die Zweikämpfe annehmen und gewinnen. So können wir die Fans hinter uns bringen.“ Sollte das gelingen, könnten die Anhänger im Europa-Park Stadions am Donnerstagabend Zeuge davon werden, wie erstmals eine Freiburger Mannschaft in das Viertelfinale eines europäischen Wettbewerbs einzieht.
Marius Faller
Foto: Achim Keller