Fußballvereine haben eine enorme Strahlkraft. Sie können Leuchttürme sein, die in ihrer Vorbildfunktion besondere Werte wie Fairness, Integrität, Vielfalt, Solidarität, Zusammenhalt und Gleichberechtigung in die Gesellschaft tragen.
Wir als SC Freiburg sehen das Potenzial, das der Fußball bietet, als unseren Auftrag, aktiv für diese Werte einzustehen und sie gemeinsam mit unseren Mannschaften, Mitarbeitenden, Fans und Mitgliedern sowie unseren Partner/innen im Stadion und im Alltag zu leben. Dafür entwickeln wir konkrete Maßnahmen, die zu dieser Kultur beitragen, Barrieren abbauen und eine ganzheitliche Inklusion im Fußball und in der Gesellschaft fördern.
Zudem unterstützen wir Institutionen, die sich gesellschaftlich engagieren: gegen Diskriminierung und Rassismus, für die Integration von Geflüchteten, für die Förderung von Kindern in den Bereichen Bildung, Umwelt und Bewegung. Diese Projekte wollen wir sichtbar machen und fördern (etwa mit dem FAIR ways Förderpreis), damit sie sich nachhaltig weiterentwickeln können.
Darüber hinaus wollen wir uns solidarisch zeigen mit jenen, die schnelle Hilfe benötigen: Betroffenen von Erdbeben oder Flutkatastrophen, Kriegsgeschädigte oder durch die Pandemie in Schieflage geratene Menschen – sie unterstützen wir entweder direkt oder im Rahmen einer initiierten Spendenaktion.
In der Satzung des SC Freiburg steht: "Der Verein ist politisch, weltanschaulich und konfessionell neutral. Er ist sich dabei seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst und tritt verfassungs- und fremdenfeindlichen, rassistischen und diskriminierenden – etwa sexistischen und homophoben – Einstellungen und Bestrebungen entschieden entgegen.
Er vertritt und fördert die Idee, dass Fußball gesamtgesellschaftlich als verbindende Kraft wirken kann. Inklusion und Diversität werden vom Verein ebenso gefördert wie die Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte. Ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit gelten als wertvolle Leitlinien des Vereins."
Wir haben mit Vorstand Oliver Leki über diese Werte des SC Freiburg gesprochen.
Herr Leki, der SC Freiburg war in den vergangenen Spielzeiten nicht nur sportlich sehr erfolgreich, sondern ist auch als Verein deutlich gewachsen. Wie haben Sie die Entwicklung des Sport-Club in den vergangenen Jahren erlebt?
Leki: In der Tat hat sich der Verein sehr erfreulich entwickelt. Das zeigt sich nicht nur anhand von Tabellenplätzen, sondern auch durch den grundsätzlichen Zuspruch, den wir von verschiedensten Richtungen erfahren. Ein Beispiel sind unsere Mitgliederzahlen, die in den vergangenen fünf Jahren förmlich durch die Decke gegangen sind. Noch im August 2019 lagen wir bei 20.000 Mitgliedern, jetzt sind es mehr als 65.000. Das ist eine Entwicklung, die uns als Verein sehr freut.
Parallel zum rasanten Mitgliederwachstum, dem Stadionneubau im Freiburger Nordwesten und den sportlichen Erfolgen ist auch das Personal beim SC in den vergangenen Jahren sukzessive angewachsen…
Leki: Das stimmt. Und bringt auch gewisse Herausforderungen mit sich. So ist es uns beispielsweise wichtig, auch eine vielfältige und diversere Struktur zu fördern.
Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?
Leki: Der SC ist seit 2023 als einer von drei Bundesligisten Teil des von der Deutschen Fußball Liga (DFL) geförderten Projekts „Steilpass – Fußballjobs für alle“. Dieses hat grundsätzlich zum Ziel, Diversität und Inklusion im Berufsfeld Fußball zu entwickeln. Das auf vier Jahre angelegte Modellprojekt beinhaltet neben verschiedenen Maßnahmenpaketen, die uns als Arbeitgeber zum Beispiel dabei unterstützen, vielfaltssensible Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz für Mitarbeitende zu schaffen, auch ein Weiterbildungs- und Mentoring-Programm. Über das Programm soll ein möglichst diverses Teilnehmendenfeld für die Arbeit rund um die Fußballclubs begeistert werden.
Und wie ist der aktuelle Stand?
Leki: Ab Ende März läuft die erste „Steilpass“-Weiterbildung, bei der die ausgewählten Bewerber/innen an konkreten Projekten beim FC St. Pauli, dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg mitarbeiten können. Wir als Sport-Club dokumentieren durch ein solches langfristiges Projekt unser Verständnis, dass Diversität eine Bereicherung für unseren Verein und die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit darstellt. Nicht zuletzt findet sich diese Überzeugung auch in unserer Satzung wieder, die im Jahr 2021 dahingehend noch einmal konkretisiert haben.
Jüngst hat der SC Freiburg auch ein sogenanntes „Demokratie Barcamp“ unterstützt und dafür die Räumlichkeiten im Europa-Park Stadion zur Verfügung gestellt. Wie kam es dazu?
Leki: Im vergangenen Jahr haben wir den Schulaktionstag gegen Rechtsextremismus mit über 500 Schülerinnen und Schülern unterstützt. Über diese Veranstaltung sind Verbindungen entstanden, und wir wurden erneut angefragt, ob wir unsere Räumlichkeiten im Europa-Park Stadion zur Verfügung stellen können. Was wir natürlich gern getan haben. Damit bot sich Ende Februar für die rund 300 Teilnehmenden eine ganz besondere Atmosphäre und Möglichkeit des Austauschs, um an konkreten Projekten und Ideen zu wichtigen gesellschaftlichen Themen zu arbeiten.
Der Verein arbeitet aktuell seine Vergangenheit während der Zeit des Nationalsozialismus auf. Welches Ziel verfolgt der SC Freiburg damit?
Leki: Wir wollten nachvollziehen, welche Rolle der Verein in diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte gespielt hat. Diesen und weiteren Fragen geht der Verein seit geraumer Zeit gemeinsam mit dem Historiker Robert Neisen und einem hochkarätig besetzten Beirat auf den Grund. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sollen im Oktober 2024 als Buch erscheinen. Mit dieser Aufarbeitung wollen wir auch zum Ausdruck bringen, wie wichtig es ist, sich mit der eigenen Geschichte kritisch auseinanderzusetzen.
Unter der Dachmarke „FAIR ways – Wir übernehmen Verantwortung" versammelt der SC Freiburg seit der Saison 2011/12 bis zu 15 Partner/innen, die sich wie der Sport-Club gesellschaftlich engagieren: für eine nachhaltige Förderung im Breitensport sowie in den Bereichen Bildung, Ökologie und Soziales.
Der SC Freiburg entwickelt während der Saison 23/24 ein neues Anti-Diskriminierungskonzept. Dieses Konzept umfasst sowohl bestehende als auch neu konzipierte Projekte und Aktionen für unterschiedliche Zielgruppen als auch Maßnahmen rund um den Spielbetrieb der Frauen, Männer und der Jugendmannschaften.
Beispiele zur bisherigen Anti-Diskriminierungsarbeit den SC Freiburg:
Aufarbeitung der NS-Geschichte "Es ist ein Puzzlespiel" | SC Freiburg
Inklusion: Barrierefrei zum Heimspiel Fans mit Behinderung | SC Freiburg --> - Südbadische Inklusionsliga Auftakt der Südbadischen Inklusionsliga | SC Freiburg
Steilpass SC ist Modellklub für Inklusion und Diversität | SC Freiburg
Das Engagement für eine Gesellschaft, in der Diskriminierung keinen Platz hat, dokumentiert die Tatsache, dass die Mannschaftskapitäne Christian Günter (Männer) und Hasret Kayikci (Frauen-Bundesliga) sowie alle Kapitäninnen und Kapitäne der SC-Jugendmannschaften bei jedem Spiel mit einer Spielführer/innen-Binde im Regenbogen-Design auflaufen – einem seit den siebziger Jahren weltweit bekannten Symbol für Diversität und gegen die Diskriminierung homosexueller Menschen.
Die deutliche Positionierung gegen Diskriminierung und Gewalt in und ums Stadion, entspricht einer Grundhaltung des SC Freiburg und ist sowohl in der Satzung als auch in der Stadionordnung verankert. Sowohl im Zuschauer/innensport als auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wurden daher Schutzkonzepte entwickelt. Neben dem Kinder- und Jugendschutzkonzept, das für die Freiburger Fußballschule, die Veranstaltungen im Bereich Nachhaltigkeit und die Frauen- und Mädchenabteilung gilt ist 2023 auch das Schutzkonzept Fuchsbau gegen sexualisierte Gewalt im Stadion eingeführt worden. Das Kernziel des Schutzkonzeptes Fuchsbau ist, Menschen, die im Stadion sexualisierte Gewalt erleben, niederschwellige und schnelle Hilfe direkt vor Ort anzubieten.
Unter dem Hashtag #SCFreiburghilft versammelt der SC Freiburg die Unterstützung weltweiter Sonderereignisse außerhalb der strategisch verankerten Maßnahmen und Zielsetzungen. Der Hashtag etablierte sich mit der Solidaritätskampagne des SC während der COVID-19 Pandemie, bei der verschiedene Unterstützungsmaßnahmen durchgeführt wurden.
Weitere Aktionen, die sich mittlerweile unter dem Hashtag versammeln sind:
2022: Zur Unterstützung der Menschen in den Kriegsgebieten der Ukraine spendete der SC Freiburg und seine Fans insgesamt 56.000 Euro an die von der Fangemeinschaft (FG) organisierte Aktion „Wir stehen zusammen – Südbadens große Hilfsgüteraktion für unsere Freunde in der Ukraine“ und an die Ukraine-Soforthilfe der Stadt Freiburg. Spendensumme Ukraine-Hilfe | SC Freiburg
2022: Bei einer SC-Weihnachtsaktion kamen zugunsten der Kinder- und Jugendkliniken Freiburg 7.500 Euro zusammen. Weihnachtsaktion Interview | SC Freiburg
2023: „Hoffnung spenden“ für die Betroffenen der Erdbebenkatastrophe in der Türkei spendete der SC Freiburg 50.000 Euro an unterschiedliche Hilfsorganisationen Erdbebenopfer Hoffnung schenken | SC Freiburg
Der SC Freiburg und die Umweltschutzstiftung WWF sind 2018 eine mehrjährige Kooperation eingegangen, mit einem Fokus auf das UNESCO-Biosphärengebiet Schwarzwald. Ziel der Zusammenarbeit ist es, Natur und Landschaft zu erhalten und gleichzeitig die regionale Wertschöpfung zu steigern. Begleitet wird dieser Prozess von der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets in Schönau, einer Stabsstelle des Regierungspräsidiums Freiburg.
Im Mittelpunkt der Kooperation stand im ersten Schritt die Errichtung eines Wildnis-Erlebnis-Pfads im Oberrieder Ortsteil St. Wilhelm, auf dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter dem Motto „Heimspiel für die Wildnis“ den „Urwald von morgen" hautnah erleben können. Der Wildnis-Erlebnis-Pfad erstreckt sich über knapp fünf Kilometer und beinhaltet 14 interaktive Stationen, die kleinen und großen Entdeckern die heimischen Wälder näherbringen sollen. Hier darf die Natur wieder Natur sein – warum das wichtig ist und sowohl Mensch als auch Waldbewohner auf die Urwälder von morgen angewiesen sind, erklären die Pfadmaskottchen Lüchsle und Füchsle an den einzelnen Stationen.
Seit der Eröffnung veranstalten der SC Freiburg gemeinsam mit dem Biosphärengebiet Schwarzwald regelmäßig den “Wildnis-Fußball-Tag”. 2023 hat dieser bereits zum dritten Mal stattgefunden. Die Mitglieder des Füchsleclub im Alter von 6 bis 12 Jahren spielen dabei gemeinsam Fußball und müssen zudem auf dem Wildnis-Erlebnis-Pfad ihr Wissen unter Beweis stellen, indem sie Quizfragen zum Thema Wald, Bäume und den tierischen Bewohnern des Waldes beantworteten. Der Tag endet mit einer Siegerehrung, bei der sowohl die sportlichen Ergebnisse als auch die zu Beginn des Nachmittags gestellten Quizfragen zu Umwelt und Natur in die Wertung eingehen.
Aktionstage werden beim SC vor allem als Aufhänger genutzt um für gesellschaftliche, soziale und ökologische Themen zu sensibilisieren, bestehende sowie neue Projekte zu kommunizieren und die interne Kommunikation und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit sowie Kooperationen in der Region zu stärken.
Der SC Freiburg unterstützte in der Vergangenheit folgende Aktionstage:
Die thematischen Schwerpunkte für die Aktionsspieltage, die mit einem konkreten Spieltag verknüpft werden sind jedes Jahr unterschiedlich und fokussieren sich abwechseln auf Themen aus dem Bereichen Ökologie und Umwelt sowie aus dem Bereich Gesellschaft und Soziales.
Im Jahr 2022 hat der SC Freiburg einen Aktionsspieltag zum Thema „Inklusion“ durchgeführt. Hier geht es zum Nachbericht.
Im Jahr 2023 hat der SC Freiburg einen Aktionsspieltag zum Thema „Nachhaltige Mobilität“ durchgeführt. Hier geht es zum Nachbericht.